Historische Persönlichkeit, Lauffieber und ein ernstes Problem – tschechische Comics des Jahres
Die besten tschechischen Comics des vergangenen Jahres sind am Dienstag im Prager Kino Oko mit den Muriel-Preisen ausgezeichnet worden.
Der Hauptpreis ging an den Comic über einen der Mitbegründer des tschechoslowakischen Staates, über Milan Rastislav Štefánik. Pavel Kořínek ist Comicbuch-Historiker bei der tschechischen Akademie der Wissenschaften und Jurymitglied bei den Muriel-Preisen.
„Das Buch ist zwar eine als Comic bearbeitete Biografie – und das ist in Tschechien ein recht populäres und verbreitetes Genre. Zugleich unterscheidet es sich jedoch von weiteren Comic-Biografien. Es erzählt nicht nur die Lebensgeschichte einer großen Persönlichkeit, sondern geht auch auf das Thema ein, wie das Schicksal eines so komplizierten Menschen wie Štefánik in einem Comic beschrieben werden kann.“
General Milan Rastislav Štefánik war nicht nur slowakischer Politiker und Diplomat, sondern auch Armeepilot und Astronom. Das Szenario für das Comic-Buch stammt von Gabriela Kyselová und Michal Baláž. Václav Šlajch hat Štefániks Lebensgeschichte gezeichnet. Der Band erhielt auch den Preis der tschechischen Comic-Akademie.
Für die beste Zeichnung wurde das Comic-Buch „B jako běžec“ (etwa „L wie Läufer“) von Jindřich Janíček mit dem Muriel-Preis geehrt. Juror Kořínek dazu:
„Das Buch ist ein faszinierender Komplex von sechs Erzählungen, die sich alle mit dem Laufen beschäftigen. Jindřich Janíček ist nicht nur der Zeichner, sondern auch der Autor des Textes. Die Jury war vermutlich tief davon beeindruckt, wie man so etwas wie einen Lauf überhaupt zeichnen kann.“
Für das beste Szenario wurde Tereza Kopecká gewürdigt. Sie hat das sehr persönliche Thema der Angststörung bearbeitet. Ihr Band heißt „Naprostá šílenost“ (zu Deutsch etwa „Der absolute Wahnsinn“). Pavel Kořínek:
„Das Buch ist das Beispiel für einen Comic von Autoren, die in diesem Genre in Tschechien nicht sehr bekannt sind. Dabei haben sie alle Jurymitglieder davon überzeugt, wie souverän sie das nicht gerade einfache Thema eines Mädchens mit einer Angststörung angepackt haben. Sie haben weder trivialisiert, noch übertrieben pathetisch erzählt. Es ist ein gutes europäisches Comic-Buch, das auch im Ausland, in Ländern wie Belgien und Frankreich, punkten würde.“
Laut Pavel Kořínek zeugen die nominierten Bücher von einem guten Niveau des tschechischen Comics:
„Sie beweisen, dass genügend Bücher entstehen, aus denen die besten ausgewählt werden können. Schon vor der Abstimmung der Jury hatte ich das gute Gefühl, mit meiner Stimme nichts falsch machen zu können. Denn mir schien, dass wer auch immer gewinnen wird, dies mit einem guten Comicbuch vollbringt.“
Die Muriel-Preise werden seit 2007 in Tschechien verliehen.