Prag futuristisch: Der Fernsehturm Žižkov wird 30 Jahre alt
Ziemlich futuristisch sieht er aus – der Fernsehturm im Prager Stadtteil Žižkov. Deswegen stieß das Bauwerk zu Anfang auch längst nicht nur auf Begeisterung bei den Bewohnern der tschechischen Hauptstadt. Jetzt wird der Turm 30 Jahre alt und gilt schon längst als Markenzeichen.
Immer wieder taucht der Prager Fernsehturm in einer unrühmlichen Hitliste auf: als eines der hässlichsten Gebäude der Welt. Nicht einmal Architekt Václav Aulický war glücklich, als er Ende der 1970er Jahren dafür ausgewählt wurde, diesen Bau zu projektieren. Als Standort wurde schließlich der zentrumsnahe Stadtteil Žižkov bestimmt. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte Aulický anlässlich des 30-jährigen Jubiläums:
„Ich habe mich damals sicher nicht darum bemüht, das Projekt umzusetzen. Eine andere Frage ist, wie man heute damit umgehen würde – ob die Wahl erneut auf Žižkov fiele und auf dieselbe Höhe. Meine persönliche Meinung ist, dass ein solcher Turm durchaus gebaut werden könnte, aber wohl eher an einem anderen Ort.“
Stolze 216 Meter ist der Prager Fernsehturm hoch. Geplant wurde er noch zu sozialistischen Zeiten, fertiggebaut aber erst nach der Samtenen Revolution. Vielleicht bedingte auch der politische Wandel, dass es zunächst Kritik an dem futuristischen Bauwerk hagelte.
Die Eröffnung erfolgte jedenfalls am 17. Februar 1992. Und mittlerweile gilt der Turm als ein weiteres Wahrzeichen der Stadt neben den ganzen historischen Schönheiten wie der Karlsbrücke, der Burg oder dem Altstädter Ring. Und zumindest jüngere Prager haben auch ihren Frieden geschlossen mit dem Bauwerk…
„Es sieht ziemlich nach einer Weltraumrakete aus. Ich hätte dem Turm vielleicht ein paar mehr Kanten gegeben, das ist alles so rundlich. Aber eigentlich gefällt er mir“, sagt beispielsweise dieser junge Mann.
Die Konstruktion ist durchaus speziell. Um den geplanten Fernsehturm nicht so massiv wirken zu lassen, wurde vom gängigen Baustil wie beispielsweise in Berlin abgewichen. Es entstand also nicht eine einzige dicke Betonsäule, sondern drei schlankere. Dazu der Architekt Petr Kučera:
„Die Betonsäulen wirken eher subtil. Die zwei schlankeren haben nur knapp fünf Meter Durchmesser und der Haupt-Tubus sieben Meter. Die Idee dahinter war, den Bau nicht so massiv erscheinen zu lassen, um das Stadtpanorama nicht zu sehr zu stören.“
Immerhin verhinderten die Denkmalschützer, dass der Fernsehturm auf dem Petřín-Hügel entstand und damit das Panorama der Prager Burg beeinträchtigt hätte. Allerdings musste ein jüdischer Friedhof für ihn weichen, da war die Staatsführung nicht zimperlich.
Seit dem Jahr 2000 hat das höchste Bauwerk Prags eine weitere Attraktion. Es sind zehn Babyskulpturen von Bildhauer und Aktionskünstler David Černý. Die schwarzen Riesen-Säuglinge klettern an der silbrig-grauen Wand des Fernsehturms empor. Ursprünglich waren sie nur als vorübergehende Installation gedacht, weil Prag damals europäische Kulturhauptstadt war. Doch sie sind bis heute geblieben. Auch Architekt Aulický ist damit zufrieden:
„Mir gefallen die Figuren an dem Turm. Sie entsprechen auch meiner Philosophie, dass es sich um ein Hightech-Produkt handelt. Wenn man dann die animierten Darstellungen nimmt, die meinen Bau als Weltraum-Rakete zeigen, und die Babys, die anstatt eines Gesichts einen Strichcode haben, dann passt das gut zusammen.“
Auf den Prager Fernsehturm können auch Besucher hoch. Ein Fahrstuhl führt sie zu einem Restaurant auf 66 Metern Höhe und zu einer verglasten Aussichtsplattform auf 93 Metern.