Tschechien öffnet Schulklassen für ukrainische Kinder
Kinder bilden mehr als die Hälfte der Geflüchteten, die dieser Tage aus der Ukraine nach Tschechien kommen. Die ersten von ihnen gehen hierzulande bereits zur Schule.
Tschechien ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine den Schulbesuch. Dabei hilft unter anderem das Projekt „Ukrainische Schulklassen“. Koordiniert wird dieses vom tschechischen Bildungsministerium, der ukrainischen Botschaft, der Stiftung „Kinder der Ukraine“ und der Karlsuniversität in Prag. Bis Ende vergangener Woche wurden rund 300 Kinder zum Unterricht angemeldet. Der emeritierte Rektor der Karlsuniversität, Tomáš Zima, hat am Montag einige von ihnen zu ihrer ersten Unterrichtsstunde am 1. Slawischen Gymnasium in Prag begrüßt:
„Insgesamt gibt es hier 100 Kinder in fünf Klassen zu je zwanzig Schülern. Mehrere Schulen in Prag haben uns angeboten, dass der Unterricht dort für sie in den kommenden Wochen fortgesetzt werden kann.“
Die Stunden fänden auf Ukrainisch statt, betont die Direktorin des 1. Slawischen Gymnasiums, Taťjana Pergler:
„Unsere Absicht ist, dass der Unterricht in der Muttersprache und in Übereinstimmung mit dem ukrainischen Bildungssystem verläuft. Wir bieten Fächer an, an die die Kinder gewöhnt sind. Es ist also eine Art Fortsetzung dessen, was sie in der Ukraine gemacht haben.“
Die Lehrtexte stammen von Schulen in der Westukraine. Für den Unterricht sorgen ehrenamtliche Lehrkräfte, sagt Tomáš Zima:
„Bei uns melden sich Dutzende von Freiwilligen, sowohl Studenten als auch Lehrer. Es schreiben Leute, die zwar in verschiedenen Berufen arbeiten, aber auch eine pädagogische Ausbildung haben. Viele der Frauen, die derzeit hierherkommen, haben Erfahrung als Lehrerinnen oder Lehrerassistentinnen.“
Neben dem Unterricht werden auch Freizeitaktivitäten vorbereitet. Denn laut Schuldirektorin Taťjana Pergler ist es wichtig, die Kinder auf andere Gedanken zu bringen:
„Im Moment besteht die Priorität darin, diese Kinder wieder in ein System einzugliedern. Die Lehrer, Erziehungsberater und Psychologen werden alles tun, um ihnen zu helfen, sich in der tschechischen Umgebung zurechtzufinden und Prag kennenzulernen.“
Nach Angaben von Tomáš Zima haben sich bisher etwa 20 Schulen aus Prag und Brno / Brünn dem Projekt „Ukrainische Schulklassen“ angeschlossen. Und täglich kämen weitere hinzu.
Aber auch außerhalb dieser Initiative sind Schulen und Städte aktiv. In Jihlava / Iglau etwa bietet die Hilfsorganisation F-Point einen Tschechisch-Kurs für eine Gruppe von 15 Kindern an. Der Lehrer Ilja Bej ist selbst aus der Ukraine geflüchtet. Er hat hierzulande studiert und schon an einer Hochschule in seiner Heimat Tschechisch unterrichtet:
„Ich bin selbst von der Wehrpflicht befreit. Auf diese Weise kann ich den Geflüchteten und der Ukraine hier helfen.“
Die Organisation F-Point hilft auch bei der Eingliederung ukrainischer Kinder in tschechische Schulklassen. Die Stadtverwaltung von Jihlava plant, demnächst noch eine oder zwei Klassen mit ukrainischen Lehrern zu eröffnen.