Slavia und Sparta reden vom Titel, Pilsen lauert – die tschechische Fußballliga startet
Im Gegensatz zur deutschen Bundesliga ist die höchste tschechische Fußball-Spielklasse wirklich spannend, was den Titelkampf anbelangt. In der vergangenen Saison gewann überraschend Viktoria Pilsen die Meisterschaft. Am Samstag startet die neue Saison.
Mit den Fußballern aus Plzeň / Pilsen hatte eigentlich niemand so richtig gerechnet, doch letztlich feierten sie im Mai den Meistertitel. Dabei kämpften die Westböhmen mit Schulden und konnten sich damals keine teuren Verstärkungen leisten. Aber es war die Effizienz, die letztlich den Ausschlag gab. Allein 17 Begegnungen gewann Viktoria Pilsen mit nur einem Tor Unterschied.
„Auch wenn wir schlecht gespielt haben, konnten wir häufig das Ergebnis noch drehen. Und selbst die schweren Begegnungen wie bei Slavia oder Sparta Prag haben wir gewinnen können. Der Titel zeigt, dass wir eine Horde Krieger sind. Das hat für mich einen hohen Wert“, sagte Mannschaftkapitän Lukáš Hejda vor zweieinhalb Monaten.
Für die neue Saison hat der Meister jedoch nicht die Titelverteidigung als Ziel ausgegeben. Da bleibt man sich bei Viktoria Pilsen treu. So sagte Trainer Michal Bílek vor einigen Tagen:
„Wir gehen in die neue Spielzeit mit dem Ziel, den Ligastart gut zu meistern. Davon wird alles andere abhängen. Slavia und Sparta geben natürlich den Titelgewinn aus, und wir versuchen auch, ganz oben mitzumischen. Dafür werden wir alles geben. Aber wir werden sehen, wofür es letztlich reicht.“
Unter anderem muss der Meister den Abgang seines erfolgreichsten Torschützen verkraften. Der französische Stürmer Jean-David Beaugel hatte 19 Treffer erzielt und ist zu einem Verein in Saudi-Arabien gewechselt. Ihn soll nun der frühere Stuttgarter Jan Kliment ersetzen, der von Wisła Krakau kam.
Aber Trainer Bílek hat vollkommen recht mit seiner Einschätzung der größten Konkurrenten in der Liga. Die Vertreter der beiden „Prager S“, wie Slavia und Sparta genannt werden, haben im Vorfeld der Saison erneut vom Titel gesprochen. Jaroslav Tvrdík ist Vereinspräsident von Slavia Prag:
„Der Trainer wehrt sich immer, wenn ich ihm den Titel als Ziel vorgebe. So gehe das nicht, und ich solle vorsichtig sein, sagt er dann. Ich bin vorsichtig, aber wir wollen alles dafür geben, dass wir uns den Titel im kommenden Jahr zurückholen.“
Die Rot-Weißen gelten als der finanzkräftigste Verein im tschechischen Fußball. Und sie haben in den vergangenen fünf Jahren gleich vier Mal den Meisterschafts-Pokal in die Höhe recken können. Allerdings ist bei ihnen eine wichtige Achse im Team weggebrochen, und die neuen Kräfte müssen erst einmal integriert werden. Doch wenn Trainer Jindřich Trpišovský in den vergangenen Jahren etwas bewiesen hat, dann war es gerade, Verstärkungen in Windeseile in die Mannschaft einzubauen.
Sparta Prag wiederum ist mit insgesamt 36 Landestiteln seit 1912 der tschechische Rekordmeister. Der einstige Ruhm ist indes in den vergangenen Jahren etwas verblasst. Der Verein aus dem Prager Stadtteil Letná will aber zurück an die Spitze. Deswegen wurde mit dem Dänen Brian Prisk ein ausländischer Trainer engagiert – in der hiesigen Liga eine Seltenheit. Und man konnte einige Wunschspieler verpflichten, so etwa auch Stürmer Jan Kuchta. Er soll Adam Hložek ersetzen, der zu Bayer Leverkusen gewechselt ist.
„Sparta muss wie immer die höchsten Ambitionen haben. Wir wollen Titel holen und Pokale gewinnen. Allerdings dürfen wir nicht erwarten, dass wir sofort alle in Grund und Boden spielen. Wir wollen vor allem den Fortschritt sehen, dass wir uns also ständig verbessern und Ordnung in unser Spiel bekommen“, betont Sparta-Generaldirektor František Čupr.
Vor dem Ligastart gab es aber erst einmal einen dicken Dämpfer. Denn Sparta schied bereits in der zweiten Qualifikationsrunde zur Conference League aus, man scheiterte am Donnerstag an Viking Stavanger aus Norwegen.