Als Schnaps tötete: Vor zehn Jahren begann in Tschechien der Methanol-Skandal
Ab September 2012 kam es hierzulande zu einer tragischen Welle von Vergiftungen durch gepanschten Alkohol. Der sogenannte Methanol-Skandal in Tschechien forderte mindestens 50 Menschenleben.
Das erste Opfer des Giftschnapses war am 3. September 2012 ein 62-jähriger Mann aus Havířov in Mährisch Schlesien. Wenig später starb auch seine drei Jahre jüngere Partnerin nach dem Konsum von verunreinigtem Alkohol. Allgemein gab es die meisten Opfer im Nordosten Tschechiens, weitere aber auch in Böhmen inklusive Prag.
Nach der politischen Wende von 1989 wurde das Panschen von Hochprozentigem hierzulande zu einem lukrativen Geschäft. Als 2010 die Verbrauchssteuern auf Schnaps erhöht wurden, erlebte dies eine traurige Blüte: Durch die Beimischung von Methanol begann die Pansch-Mafia mit dem Leben der Menschen zu spielen. Offiziellen Angaben nach kamen in der Folge 47 tschechische und drei polnische Staatsbürger durch verunreinigten Alkohol ums Leben. Noch größer war die Zahl an Menschen, die mit dauerhaften gesundheitlichen Schäden überlebten, viele von ihnen erblindeten. Die wahren Opferzahlen sind jedoch nicht bekannt, da auch nach der Hauptwelle der Vergiftungen noch gefährlicher Schnaps auf dem Markt zirkulierte.
Schnaps-Verbot und schärferes Branntweingesetz
Wegen des Pansch-Skandals verbot die tschechische Regierung am 12. September 2012 zunächst den Ausschank von Schnaps an Imbissständen, zwei Tage später aber wurde landesweit jeglicher Verkauf von Getränken mit einem Alkoholgehalt ab 20 Prozent untersagt. Manche Einschränkungen blieben über ein Jahr in Kraft, die letzten wurden erst im Oktober 2013 aufgehoben. Zudem verschärfte die Politik die Gesetze. So wurden neue Steuermarken für Alkohol sowie eine Konzession für den Verkauf von Branntwein eingeführt.
Für die tschechische Justiz wurde die Methanol-Affäre eine der größten Herausforderungen seit der Wende von 1989. Die Polizei ermittelte insgesamt gegen 61 mögliche Beteiligte, in mehreren Gerichtsprozessen wurden anschließend Strafen ausgesprochen. Als Hauptschuldige wurden Tomáš Křepela und Rudolf Fian jeweils zu lebenslänglich verurteilt. Der wichtigste Händler des gepanschten Schnapses, Jiří Vacula, erhielt 15 Jahre Haft.