Nur zwei Tankstellen: In Tschechien besteht bei Wasserstoff-Infrastruktur Nachholbedarf
Auf dem Gelände der Prager Markthalle „Holešovická tržnice“ wurde am Donnerstag ein LKW des österreichischen Transport- und Logistikunternehmens Gebrüder Weiss vorgestellt. Das Besondere: Er wird mit Wasserstoff betrieben. Aber was zeichnet diesen Treibstoff aus? Und wie ist es um Wasserstoff in Tschechien bestellt?
In einem Imagevideo der Gebrüder Weiss wird der LKW vorgestellt. Peter Waldenberger schwärmt darin über die Neuanschaffung: „Das Fahrzeug ist momentan in der Schweiz im Einsatz, von Altenrhein ausgehend. Mit dem LKW werden dort ganz normal Abholungen und Zustellungen erledigt – wie auch mit jedem anderen Verteil- oder Nahverkehrsfahrzeug, das wir bei Gebrüder Weiss verwenden,“ meint der Leiter für Qualitäts- und Umweltmanagement in dem Logistikunternehmen.
Aber wie sieht so ein Wasserstoffantrieb eigentlich genau aus? Dies erklärte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks Ondřej Smíšek von der Fakultät für Verkehr an der Prager Technischen Hochschule (ČVUT):
„So ein Fahrzeug funktioniert eigentlich ganz einfach. Im Grunde genommen ist das ein normales E-Auto. Der Motor wird aber nicht mit elektrischer Energie aus Batterien angetrieben. Stattdessen wird der Strom aus verdichtetem Wasserstoff erzeugt, der durch eine Brennstoffzelle fließt.“
Im Vergleich mit normalen Verbrennern fährt ein Wasserstoff-LKW viel leiser. Und die einzige Emission, die beim Betrieb entsteht, ist Wasserdampf. Da die Entwicklung von batteriebetriebenen Fahrzeugen jedoch immer weiter voranschreitet, könne man nicht behaupten, dass ein Wasserstofffahrzeug per se umweltfreundlicher sei als ein gängiges Elektrofahrzeug, so Smíšek. Es gäbe aber einen entscheidenden Vorteil, meint der Wissenschaftler:
„Der Wasserstoffantrieb wiegt nicht viel. Wasserstoff an sich ist ja auch das leichteste chemische Element. Dadurch fallen viele Probleme weg, die klassische, batteriebetriebe Elektrofahrzeuge haben – etwa bei großen Entfernungen, für die schwere Batterien nötig sind. Lange Strecken sind deshalb eine der Stärken des Wasserstoffantriebs.“
Gerade für LKW biete sich diese Alternative demnach an. Und auch weitere schwere Fahrzeuge wie Busse könnten davon profitieren. Ebenso sei der Antrieb aber für PKW geeignet, meint Ondřej Smíšek:
„Es gibt ein paar Anbieter, die solche Autos verkaufen. Man kann diese Wagen auch in Tschechien anschaffen. Mit der Zeit werden Wasserstofffahrzeuge sicher noch beliebter werden. Gegenüber batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen haben sie etwa den Vorteil, dass sie viel schneller betankt werden können.“
Doch derzeit gibt es in Tschechien nur ein Dutzend Wasserstoffautos. Und das hat einen Grund: den Mangel an entsprechenden Tankstellen…
„In den Nachbarländern ist die Situation besser, vor allem in Deutschland“, vergleicht Ondřej Smíšek. „Der Plan der Europäischen Union sieht aber vor, dass in den nächsten Jahren entlang der Hauptverkehrsachsen Wasserstofftankstellen entstehen sollen. Mit der Zeit wird das Tanken also kein Problem mehr darstellen.“
Ondřej Smíšek ist demnach optimistisch, was den Ausbau des Tankstellen-Netzes angeht. Dieser Optimismus ist wohl auch von Nöten, denn derzeit gibt es in Tschechien lediglich zwei öffentliche Wasserstoffzapfsäulen – eine in Nordböhmen und eine am Stadtrand von Prag. In der gesamten EU gibt es hingegen über 130 Wasserstofftankstellen, fast drei Viertel davon befinden sich in Deutschland. Das tschechische Verkehrsministerium hat im März dieses Jahres angekündigt, dass hierzulande bis 2030 immerhin 80 Tankstellen entstehen sollen. Zu diesem Zeitpunkt sollen dann 50.000 Autos und 870 Busse mit Wasserstoff auf den tschechischen Straßen unterwegs sein.