17. November: Erinnerung an 1989 und Unterstützung für die Ukraine
Der 17. November wird in Tschechien als Tag des Kampfes für Demokratie und Freiheit begangen. An die Ereignisse von 1939 und 1989 wurde auch dieses Jahr an vielen Orten Tschechiens erinnert. Tausende von Menschen nahmen an den Veranstaltungen im Prager Stadtzentrum teil.
Eine Gruppe von jungen Menschen, die am Abend durch die Národní třída, die Prager Nationalstraße, zog, fing an zu singen. Und viele Menschen schlossen sich ihr an. Trotz Regen war die Straße voll von Menschen. Die meisten drängten sich vor der Gedenktafel, die an die brutale Unterdrückung der friedlichen Studentendemonstration am 17. November 1989 erinnert. Dort hatten zuvor schon viele Politiker Kränze und Blumen niedergelegt. Noch am Abend brannten dort unzählige Kerzen. Eine weitere zündete gerade der christdemokratische Abgeordnete Hayato Okamura an. Er sagte gegenüber Radio Prag International:
„Es sind schon 33 Jahre seit dem Sturz der kommunistischen Diktatur vergangen. Für mich ist wichtig, dass wir trotz aller Probleme die persönliche Freiheit und die parlamentarische Demokratie haben. Als Abgeordneter fühle ich eine große Verantwortung in der sehr komplizierten internationalen Sicherheitslage.“
Für das Programm mit dem Titel „Korso Národní“ sorgte wie jedes Jahr die Initiative „Díky, že můžem“. Auf der Straße gab es mehrere Installationen, die an die Zeit vor der Wende von 1989 erinnerten. Barbora Stárková von der Initiative machte auf eine Toninstallation im Eingang der St.-Ursula-Kirche aufmerksam:
„Dort sind Aussagen der Ordensschwestern zu hören, die davon erzählen, wie das kommunistische Regime die Religionsgemeinschaften verfolgte.“
Nicht weit davon entfernt – auf dem Václav-Havel-Platz – konnte man am Donnerstag Lesungen verfolgen, die von der Václav-Havel-Bibliothek veranstaltet wurden. Einige Tausend Menschen nahmen zudem am Umzug durch das Stadtzentrum teil, der zur Unterstützung der Ukraine aufforderte. Und auch der traditionelle sogenannte „Samtene Karneval“, der die Form eines Maskenumzugs hat, unterstützte die Geflüchteten aus der Ukraine. Der Bürgerverein Kaputin begab sich auf den Weg durch das Stadtzentrum mit einer Plastik, die den russischen Präsidenten Putin mit Diktator Lukaschenko auf dem Schoss auf einem goldenen Klo darstellte. Die Figurine wurde bereits einige Male zuvor in der Öffentlichkeit gezeigt. Otakar van Gemund vom Verein Kaputin erzählt, dass als Inspiration ein Video des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny gedient habe. Dies zeigte Putins Palast am Schwarzen Meer, wo allein eine der Toilettenbürsten 15.000 Euro gekostet haben soll. Die Plastik schuf die Künstlerin Barbora Zichová noch vor der russischen Invasion in die Ukraine. Der Verein Kaputin startete nun eine Online-Auktion, um die Figurine mit dem Titel „Naked Killers“ zu versteigern. Otakar van Gemund über die Gründe:
„Ich glaube, dass die Plastik ihre Rolle als ein aktivistisches Hilfsmittel schon erfüllt hat. Aus dem Erlös der Auktion möchten wir eine Drohne für die ukrainische Armee kaufen. Natürlich ist dies nur wie ein kleiner Tropfen. Mit der Kampagne wollen wir betonen, wie wichtig es ist, in Europa einheitlich zu sein und der ukrainischen Armee zu helfen.“
Die Hilfe für die Ukraine war auch eines der Themen, über die die Redner bei den Gedenkveranstaltungen am Donnerstag sprachen. Ihre Unterstützung konnten die Passanten zudem am Stand des Prager „Ukrainischen Maidans“ im unteren Teil des Wenzelsplatzes ausdrücken. Gleich nebenan befand sich ein Stand, in dem eine Gruppe von iranischen Studenten auf die Situation in ihrem Land aufmerksam machte. Einer von ihnen war ein Student namens Kasar:
„Wir bemühen uns, ausländische Hilfe für die Revolution im Iran zu gewinnen. Diese ist seit der Ermordung von Mahsa Amini im Gange. Das Ziel ist es, die Demokratie im Iran durchzusetzen. Wir versuchen, die Unterstützung für das islamistische Regime im Ausland zu reduzieren und mehr Unterstützung für unser Volk zu gewinnen, das sein Leben riskiert im Kampf für Demokratie und Freiheit.“
Die Studenten sammelten in ihrem Stand Unterschriften für einen Aufruf zur Solidarität mit den protestierenden Iranerinnen und Iranern. Sie machten zudem auf die Verbindung zwischen Putin und dem Regime in ihrem Heimatland aufmerksam, das Russland im Übrigen mit Waffen beliefert.
Die Feierlichkeiten fanden mit einem großen Konzert auf dem Wenzelsplatz ihren Höhepunkt. Zum Abschluss des Abends trat die russische Punk-Band Pussy Riot auf.