15 Gramm pro Tag: Tschechen essen zu viel Salz, der Staat plant Gegenmaßnahmen
Ohne Salz schmeckt kein Essen. Doch nach Meinung einiger Ärzte greifen die Tschechen zu gerne und zu oft zum Salzstreuer.
Täglich verbrauchen die Tschechen bis zu 15 Gramm Salz. Dies sind etwa drei Kaffeelöffel. Salz ist in jedem Essen enthalten, vor allem aber in Backwaren und in Fertiggerichten. Nach einem entsprechend gesalzenen Essen muss man aber auch mehr trinken. Und oft greifen die Menschen dabei zu süßen Getränken und Bier. Dies führe zur Fettsucht, macht Tomáš Seeman von der Prager Karlsuniversität aufmerksam. Dem Arzt zufolge steigt in Tschechien die Zahl der fettleibigen Kinder:
„Vor 40, 50 Jahren waren nur etwa zwei Prozent der Kinder fettleibig. Heutzutage sind es bis zu zehn Prozent.“
Übergewichtig sind hierzulande 26 Prozent der Jungen und 15 Prozent der Mädchen. Beim Nachwuchs besteht dem Arzt zufolge die Gefahr, dass sich unter anderem wegen dem hohen Salzkonsum Bluthochdruck entwickelt. Dieser könne im Erwachsenenalter unter anderem Probleme mit den Nieren verursachen, erklärte Professor Seeman in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Bei den erwachsenen Dialyse-Patienten ist die zweithäufigste Ursache der Nierenbeschädigung eben gerade der Bluthochdruck. Dieser beschädigt nämlich die ursprünglich gesunden Organe, und der Mensch muss sich in der Folge regelmäßig der Dialyse unterziehen. Zudem braucht er eine Nierentransplantation. Dies ist ein großes Problem bei erwachsenen Patienten.“
Das Staatliche Gesundheitsinstitut (SZÚ) will seit Jahren den Trend des hohen Salzkonsums ändern. Es bemüht sich etwa, die Schulküchen davon zu überzeugen, weniger zu salzen. Marie Nejedlá leitet das Zentrum zur Unterstützung der öffentlichen Gesundheit, das an das Gesundheitsinstitut angegliedert ist:
„Wir haben beispielsweise entdeckt, dass in den Schulküchen Trockengemüse benutzt wird, das viel zu viel Salz enthält. Uns geht es darum, das Personal aufzuklären und es dazu zu bewegen, mehr frisches Gemüse und nicht immer nur verarbeitete Produkte zu benutzen, die immer viel Salz enthalten.“
Der Expertin zufolge sollte das Gesundheitsministerium die Salzmenge mit einem speziellen Erlass festlegen.
„Es gibt keine Norm für die Salzmenge, die bei den Mittagessen in den Schulküchen benutzt wird. Jede Köchin oder jeder Koch salzt das Essen nach dem eigenen Geschmack. In der Regel wird Salz hineingeschüttet und niemand wartet darauf, dass es sich auflöst. Das kann aber auch zwei Stunden lang dauern.“
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, die Salzmenge auf fünf Gramm täglich zu reduzieren.