Neuer Drogenbericht: Jeder zehnte Tscheche hat Erfahrung mit Marihuana
Marihuana ist in Tschechien weiterhin das am meisten konsumierte illegale Rauschmittel. Die Zahl der Heroinabhängigen geht hingegen zurück. Darüber informiert der Drogenbericht für 2021, der vergangene Woche veröffentlicht wurde.
Tschechien gehört EU-weit zu jenen Ländern, in denen am meisten Marihuana konsumiert wird. Im vergangenen Jahr kamen zehn Prozent der Bevölkerung mit Cannabis in Kontakt – so steht es im Bericht über den illegalen Drogenkonsum für 2021, der vergangene Woche vom nationalen Beobachtungszentrum für Drogen und Sucht vorgelegt wurde. Demnach wird Marihuana zu Entspannungszwecken vor allem von jungen Menschen zwischen 15 und 34 Jahren konsumiert. Mit zunehmendem Alter geht den Erhebungen nach der Freizeitgebrauch deutlich zurück, es nimmt dann aber der Bedarf zur Behandlung gesundheitlicher Probleme zu.
Was weitere illegale Drogen angeht, verringerte sich 2021 die Zahl der Heroinkonsumenten und lag landesweit bei etwa 3000. Jindřich Vobořil, Antidrogenkoordinator der tschechischen Regierung, ergänzt die Statistik:
„35.000 Personen nehmen Crystal Meth. Weitere 10.000 Menschen konsumieren Opiate – zum Großteil allerdings Stoffe, die ein deutlich geringeres Risiko haben als Heroin. Darum liegt die Zahl der Todesfälle durch eine Überdosis um ein Zehntel niedriger als bei Alkohol. Im gesamten vergangenen Jahr sind 40 bis 50 Menschen in Tschechien an illegalen Drogen gestorben.“
Langfristig gesehen würde die Zahl der Drogenkonsumenten in Tschechien abnehmen, so Vobořil weiter:
„Ähnlich wie in anderen Ländern mit einstmals hohen Konsumentenzahlen, wie etwa Frankreich oder Italien, dauert der Rückgang schon seit vier Jahren an.“
Eine weitere gute Nachricht sei zudem, dass bis zu 80 Prozent der Risikokonsumenten die bestehenden Hilfsangebote nutzen würden. Dies bestätigt die Leiterin des tschechischen Beobachtungszentrums für Drogen und Sucht, Pavla Chomynová. Sie mahnt allerdings auch, dass der steigende Bedarf an professioneller Unterstützung langsam nicht mehr abgedeckt werden könne:
„In Tschechien besteht ein breites Netz an niedrigschwelligen Programmen zur Suchtbekämpfung. Es stößt allerdings an seine Grenzen, denn in den vergangenen Jahren nimmt die Arbeit zu. Dies gilt für alle zur Verfügung gestellten Dienste, wie die Ausgabe von Lebensmitteln, Hygienemaßnahmen oder ärztliche Behandlungen.“
Die tschechische Regierung hat im vergangenen Jahr insgesamt 2,46 Milliarden Kronen (100 Millionen Euro) für ihre Drogenpolitik ausgegeben. Mehr als die Hälfte davon floss in die Strafverfolgung und in Polizeieinsätze. Die öffentlichen Ausgaben für die Bekämpfung illegaler Drogen steigen immer weiter an. Noch 2015 stellte das Budget mit 1,17 Milliarden Kronen (heute 48 Millionen Euro) die Hälfte der heutigen Summe dar.
Nur 3,3 Prozent des Etats wurden im vergangenen Jahr für die Präventionsarbeit aufgewendet. Dies sei zu wenig, kritisiert Vobořil. Seiner Auffassung nach sind Restriktionen und Verbote nicht der richtige Weg, um den Konsum illegaler Drogen einzudämmen. Darum fordert er seit langem eine abwägende Politik. Und am Freitag kündigte Vobořil an, bis Ende März 2023 die Grundzüge für einen Gesetzesentwurf zur Einführung eines streng regulierten Cannabis-Marktes in Tschechien vorzulegen.