Immer mehr junge Menschen schätzen Mitgliedschaft Tschechiens in EU und Nato positiv ein
Bei den jungen Menschen in Tschechien wächst die Zustimmung zur Mitgliedschaft ihres Landes in EU und Nato. Dies ergab eine aktuelle Umfrage der NGO Člověk v tísni (Mensch in Not).
Die Langzeitstudie findet im Rahmen des Dokumentarfilmfestivals „Jeden svět“ (Eine Welt) und des Programms „Jeden svět na školách“ („Jeden svět“ an den Schulen) statt. Diesmal befragte das Meinungsforschungsinstitut Median Ende 2023 etwa 1200 Schülerinnen und Schüler an 33 weiterführenden Schulen Tschechiens, also ab der 10. Klasse.
Die Mitgliedschaft Tschechiens in der Europäischen Union bewerteten knapp 80 Prozent von ihnen positiv. 2020 lag diese Zahl noch bei 74 Prozent, und in der ersten Umfragerunde 2009 waren es nur 43 Prozent.
„Noch größer ist die Zustimmung der Schüler zur Mitgliedschaft in der Nordatlantischen Allianz“, berichtet Karel Strachota, der Programmleiter von „Jeden svět na školách“. Die Einbindung in die Nato sehen demnach 84 Prozent der Befragten positiv, was der bisher höchste gemessene Wert zu dieser Frage ist. Dies hänge in gewisser Weise mit der Invasion Russlands in der Ukraine zusammen, so die Interpretation der Autoren der Studie. Weiter hieß es, es seien vor allem Schüler von Gymnasien sowie aus Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, die Tschechiens Mitgliedschaft in EU und Nato unterstützten.
In der Erhebung wurde zudem danach gefragt, wie die jungen Menschen das Leben in der Tschechoslowakei bis 1989 einschätzen. 75 Prozent der Teilnehmer meinen, die Bedingungen im Sozialismus seien schlimmer gewesen als heute. Auch da gab es einen Anstieg. 2012 hatten nur 50 Prozent diese Antwort gewählt.
Weniger erfreulich ist den Autoren zufolge der zu beobachtende Trend, nach dem sich die Jugendlichen immer skeptischer äußern bezüglich jener Perspektiven, sich selbst aktiv an Problemlösungen in der Gemeinde oder im Land zu beteiligen. „Während 2020 noch 28 Prozent der Mittelschüler glaubten, dass diese Möglichkeit bestehe, sind es jetzt nur 15 Prozent“, erläutert Strachota. Die Umfrage ergab auch, dass sich derzeit zehn Prozent der jungen Menschen aktiv am Wohnort oder landesweit engagieren.