Heiliges Grab aus gläsernen Mosaiksteinen in Doudleby
Ein ganz besonderes Artefakt befindet sich in der südböhmischen Gemeinde Doudleby / Teindles. In der dortigen Kirche ist ein Heiliges Grab zu besichtigen, das aus einem Glasmosaik besteht.
In der Karwoche werden in vielen Kirchen hierzulande sogenannte Heilige Gräber aufgestellt. Es handelt sich dabei um Nachbildungen des Felsengrabs, in dem Jesus bestattet wurde. In der Regel sehen sie sehr schlicht aus und sind vor einem der Seitenaltäre installiert. Das Heilige Grab, das jedes Jahr in der Vinzenz-Kirche im südböhmischen Doudleby aufgestellt wird, unterscheidet sich von den anderen einfachen Nachbildungen des Grabs Christi. Denn bei ihm handelt es sich um ein prunkvolles Werk aus einem Glas-Mosaik.
Der Historiker Jan Šimánek arbeitet im Südböhmischen Museum in České Budějovice / Budweis. Zudem ist er Chronist der Gemeinde Doudleby. Das Heilige Grab sei schon vor dem Palmsonntag aufgestellt worden, erzählte der Historiker gegenüber Radio Prag International und merkte an:
„Das Heilige Grab wird in der Regel nach dem Karsamstag weggeräumt und dann erst in einem Jahr wieder aufgestellt. In der Pfarrei in Doudleby ist es üblich, das Grab nach dem Karsamstag teilweise mit einem Überwurf zu verhüllen. Auf dem Altar wird eine Plastik des auferstandenen Christus platziert. Das Heilige Grab wird bis zum Ende der Osterzeit, das heißt bis Christi Himmelfahrt gezeigt.“
Während dieser Zeit könne das Glas-Mosaik in der Vinzenz-Kirche also besichtigt werden, so Jan Šimánek.
„Derzeit ist in Doudleby geplant, das Grab an einem anderen Ort in der Kirche ganzjährlich auszustellen. Damit würde auch die Arbeit mit dem Aufstellen des Monumentalwerks wegfallen. Denn es dauert einige Stunden, das Grab zusammenzubauen.“
Das Grab ist etwa fünf Meter hoch und vier Meter breit. Über dem nachgebildeten Felsengrab befinden sich ein Tabernakel und ein Kreuz aus gläsernen Mosaiksteinen. Das Werk stamme von 1883, sagt der Historiker:
„Es wurde von der Firma Eduard Zbitek aus Olomouc angefertigt. Diese deutsche Firma stellte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg Heilige Gräber als Glas-Mosaik her. Wir wissen, dass Pfarrer František Kuliš das Grab von den Ersparnissen seiner Schwester für die Kirche gekauft hat.“
Das Aufstellen von Heiligen Gräbern war dem Historiker zufolge vor allem in der Barockzeit sehr beliebt. Nach den Josefinischen Reformen durften Heilige Gräber und Weihnachtskrippen allerdings nicht mehr in den Kirchen aufgestellt werden. Im 19. Jahrhundert seien die Heiligen Gräber dann aber wieder in Mode gekommen, so der Experte. Gibt es hierzulande mehrere Gräber aus Glas? Jan Šimánek:
„In der Vergangenheit hat man angenommen, dass es vielleicht zehn solche Heiligen Gräber in Tschechien gibt. Es werden jedoch immer weitere Glasmosaik-Gräber beispielsweise auf den Dachböden der Kirchen gefunden. Und Enthusiasten aus den Pfarrgemeinden bemühen sich, diese zu restaurieren und aufzustellen. Im Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm wird ein Heiliges Grab aus Glas gezeigt. In unserer Region befindet sich ein solches Kunstwerk auch in der Pfarrkirche in Kaplice. Dort ist es das ganze Jahr über zu sehen.“
Die Anfertigung eines derartigen Grabs sei in aufwendiger Handarbeit erfolgt, wie Jan Šimánek erklärt. Ein dünner Karton wurde in einen Rahmen gespannt. Dann wurden die farbigen Glassteine auf der Rückseite mit Fäden befestigt. Beleuchtet wurde das Glas-Mosaik früher mit Öllampen. Das Heilige Grab in Doudleby sorge stets für besonders viel Aufmerksamkeit, meint der Historiker:
„Auch Menschen, die zur Feier der Osternacht in die Kirche kommen, freuen sich schon darauf, dass sie das Heilige Grab wieder besichtigen können. Die Bewohner aus der Umgebung wissen davon, dass es dieses Artefakt in Doudleby gibt.“
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