Neue Pläne für Prager Hauptbahnhof: Unten Züge, oben Museum
Die Umgebung des Hauptbahnhofs in Prag soll umgestaltet werden. Seit über 30 Jahren bestehen Pläne, die Bahngleise zu überdachen und dort neue Häuser zu bauen. Büroräume, eine neue Nationalbibliothek oder ein neues Gebäude des Nationalmuseums werden erwogen.
Wer schon einmal mit der Bahn vom Westen oder Süden her nach Prag gefahren ist, kann sich wohl erinnern: Vor dem Hauptbahnhof passiert der Zug zunächst einen Tunnel unter dem Stadtteil Vinohrady, danach kommt er kurz ans Tageslicht, bis er in die gewölbte Glashalle des Bahnhofs einfährt. Und gerade für diesen freien Raum zwischen dem Tunnel und dem Bahnhof werden seit Jahrzehnten unterschiedliche Baupläne geschmiedet, an die nun das Nationalmuseum anknüpfen will. Denn zwei seiner Gebäude liegen in der unmittelbaren Nähe des Grundstücks. Generaldirektor Michal Lukeš zeigt vom Dach aus:
„Rechts gibt es das historische Gebäude des Nationalmuseums mit seiner Kuppel. Vor uns sehen wir aber auch die Tunnels und Gleise, die zum Hauptbahnhof führen. Diese Zone haben wir langfristig im Fokus. Seit 1992 existiert ein Plan, die Gleise mit einer Platte zu überdachen und darauf ein oder mehrere Gebäude zu bauen.“
Das Nationalmuseum möchte dort ein neues „Museum der Welt“ errichten:
„Wir möchten es mit den bestehenden Museumsgebäuden zu einem Dreieck verknüpfen. Das Nationalmuseum würde demnächst aus einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, einem funktionalistisch-brutalistischen Gebäude aus dem 20. Jahrhundert und einem Gebäude der modernen Architektur des 21. Jahrhunderts bestehen.“
Dafür muss laut Lukeš ein hochwertiges Bauwerk entworfen werden, das sich in das Aussehen Prags einfügt und von Denkmalschutzexperten gebilligt wird:
„Das Gebäude muss zugänglich sein und der Öffentlichkeit dienen. Wäre dies nicht der Fall, sollte es meiner Meinung nach gar keine Häuser auf dieser Fläche geben. Der Staat sollte darauf bestehen und dies zur Grundvoraussetzung für die Bebauung machen.“
Sein Traum beruhe nicht nur darin, ein neues Gebäude zu bauen, betont der Generaldirektor:
„Das ‚Museum der Welt‘ soll ein modernes, innovatives Museum sein, in dem in der Gesellschaft verwurzelte Konzepte und Stereotype überwunden werden. Die Vorstellung von der Welt als ‚wir‘, also Europa, und ‚sie‘ wird dabei unterdrückt.“
Die ethnographischen Sammlungen des Nationalmuseums werden heute in einem historischen Haus in der Prager Altstadt aufbewahrt, in dem sogenannten Náprstek-Museum für asiatische, afrikanische und amerikanische Kulturen. Benannt wurde es nach seinem Gründer Vojta Náprstek, einer bedeutenden Persönlichkeit im öffentlichen Leben im Böhmen des 19. Jahrhunderts:
„Das ‚Náprstek-Museum‘ ist ein untrennbarer Teil des Nationalmuseums und dessen Sammlungen. Es könnte künftig weiter existieren und ständige Ausstellungen etwa zur tschechischen Ägyptologie, zu Vojta Náprstek oder zu tschechischen Weltreisenden zeigen. Das wäre fantastisch. Die dortigen Räumlichkeiten und der Denkmalschutz erlauben es aber nicht, dort ein großes ‚Museum der Welt‘ zu errichten. Wir möchten also parallel zwei Museen haben, das ‚Náprstek-Museum‘ und das ‚Museum der Welt‘.“