Überflutete Häuser, zerstörte Lebensträume: Schicksale aus den Hochwassergebieten in Tschechien
Die Regionen und Bewohner in Nord- und Ostmähren sowie in Südböhmen sind schon seit Freitag im Ausnahmezustand. So mussten etwa Teile von Ostrava / Ostrau evakuiert werden.
Darunter ist auch die Familie des 43-jährigen Elektrikers Vladimír. Zusammen mit seiner Frau hatte er sich vor kurzem ein Haus im Stadtteil Nová Ves gekauft, gerade weil dort nach der Hochwasserkatastrophe von 1997 der Damm der Oder verstärkt wurde und sicher sein sollte. Am Sonntag stieg der Fluss aber so hoch, dass er auch den Schutzwall überflutete.
„Es betrifft unsere Familie, die Kinder, den Garten. Wir hatten gerade ein Planschbecken gekauft. Das treibt jetzt vielleicht irgendwohin zu den Nachbarn“, sagt Vladimír niedergeschlagen. Das Ehepaar war gerade dabei, das Haus eigenhändig zu sanieren. Seit dem Wochenende musste aber auf die zunehmende Bedrohungslage reagiert werden. Alles, was ging, wurde in Sicherheit gebracht. Vladimír trägt immer noch seine Arbeitskleidung, die mit Schlamm beschmiert ist…
„Zwei Tage lang haben wir alles versucht. Aber das Wasser ist immer weiter gestiegen. Der Damm ist fast vier Kilometer lang und wurde damals um 20 oder 30 Zentimeter erhöht. Trotzdem hat er nicht ausgereicht.“
Vladimírs Frau kümmerte sich die ganze Zeit um die Kinder, die sechs Jahre und zehn Monate alt sind. Am Sonntag wurde dann die gesamte Nachbarschaft evakuiert. Dem Familienvater ist anzumerken, wie schwer es für ihn ist, nicht auf sein Heim aufpassen zu können:
„Wegen der Evakuierung bin ich nicht mehr dort, sondern muss hier sein. Sie haben uns rausgeschmissen.“
Die Sorge um das Eigentum ist auch der Grund, warum Jindřich und seine Partnerin Renáta der Aufforderung zur Evakuierung noch nicht nachgekommen sind. Ihr Haus steht in Bohumín / Oderberg, der nördlichen Nachbarstadt von Ostrau. Sie ist fast komplett überschwemmt, die meisten Häuser sind zudem von der Stromversorgung abgeschnitten.
Der Hochwasserdamm der Oder ist in Sichtweite, die Aufstockungsarbeiten sind an dieser Stelle aber noch nicht fertiggestellt. Darum sei das Wasser auch ihrem Haus am Sonntag schon gefährlich nahegekommen, schildert Jindřich:
„Es hat uns sehr überrascht. Am Morgen war noch alles in Ordnung, und jetzt ist alles überschwemmt. Bei uns ist es schon der Pavillon, die Thuja-Bäume, die Hecke, und langsam fließt das Wasser Richtung Haus. Gerade ist es auf halbem Wege. Zur Not gehen wir auf den Boden, da kann man irgendwie überleben.“
Ausgebaut ist der Boden jedoch nicht. Die wertvollsten Einrichtungsgegenstände hat das Paar an erhöhten Orten platziert und hofft nun, dass das Wasser nicht bis dorthin gelangt. Auch sie hätten derzeit mitten in den Sanierungsarbeiten gesteckt, sagt Renáta:
„Wir haben gerade mit der Isolierung begonnen. Sie ist noch nicht fertig, das ist am unteren Rand zu sehen. Im Haus sind neue Möbel. Couch, Bett und Schrank – alles ist gerade neu, und wir können es nirgendwo hinbringen.“
So harren Jindřich und Renáta in ihrem Heim aus – anders als Vladimír und seine Familie, deren Traum von Haus und Garten dem Wasser zum Opfer gefallen ist…
„Wir haben auch gerade erst Teppiche bestellt. Weihnachten wollten wir dann schon im neuen Haus feiern. Das wird nun aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht klappen.“