Einfrieren und trocknen: Technikmuseum hilft bei der Rettung von durchnässten Archivalien
In den überfluteten Gegenden Tschechiens geht das Wasser zurück, und die Folgen der Flutkatastrophe werden sichtbar. Die Betroffenen dort beginnen mit den Aufräumarbeiten in ihren Häusern und Wohnungen und prüfen, was von ihren persönlichen Sachen noch zu retten ist. Unter anderem sind auch Bücher, Fotos, wichtige Akten und wertvolle Dokumente durchnässt und verschmutzt. Im Technischen Nationalmuseum in Prag weiß man, wie Papier dank einem einzigartigen Verfahren vor dem Zerfall bewahrt werden kann.
Das Nationale Technikmuseum hat Hilfe bei der Rettung der vom Hochwasser betroffenen Archivbestände angeboten. Den Museen, Galerien und Archiven werden eine Gefrieranlage in Čelákovice bei Prag und eine Trocknungsanlage in Prag zur Verfügung stehen.
Auch den betroffenen Menschen wird geraten, ihre durchnässten Akten, Unterlagen, Fotos und Bücher einzufrieren. Und zwar so schnell wie möglich, bevor Bakterien und Schimmel diese endgültig zersetzen.
„Die optimale Temperatur liegt bei minus 20 Grad Celsius. Das hängt davon ab, ob das Material von Schimmel befallen ist, was so gut wie immer der Fall ist, denn Schimmelsporen sind überall.“
Soweit Kateřina Šupová, Chefkonservatorin des Nationalen Technikmuseums. Sie kümmert sich gerade um eine nasse Landkarte aus Papier:
„Papier ist eine organische Substanz, die von Bakterien und Schimmelpilzen sehr gemocht wird. Für sie ist dies Nahrung, also siedeln sie sich dort an und gedeihen. Da kämpft man dann gegen die Zeit, in der die Bakterien anfangen, das Papier sozusagen aufzufressen.“
Zunächst müsse man die Akten mit sauberem Wasser von Schlamm und Schmutz befreien, empfiehlt Šupová:
„Danach sollten die Verträge und Fotos in eine Plastiktüte gepackt werden, bevor man sie eingefriert. Im Eisfach können sie dann bis zu einem Jahr aufbewahrt werden – bis eines der Trocknungsverfahren angewendet werden kann.“
Im Nationalen Technikmuseum werden zwei Trocknungsmethoden verwendet, je nach der Größe der Akten. Großformatige Dokumente wie Stadtpläne und Landkarten würden mit der sogenannten Sandwich-Methode getrocknet, erläutert die Chefkonservatorin:
„Hier haben wir aufgetaute Pläne. Das Sandwich ist ein dickes Filterpapier, dann kommt ein Vlies als Trennschicht hinein. Und so wird es geschichtet, man legt die Schotterplatten hinein und lässt die Pläne bis zum nächsten Tag trocknen.“
Auf ähnliche Weise, aber viel einfacher, könne man auch zu Hause vorgehen, sagt die Expertin:
„Zu Hause steckt man die Akte in eine Zeitung und legt etwas Schweres darauf. Am nächsten Tag wird die Zeitung gegen eine neue, trockene Zeitung ausgetauscht. Dies wird so lange wiederholt, bis das Dokument trocken ist. Ich rate hingegen davon ab, es zu bügeln oder so etwas – das geht nie gut aus.“
Kleinere Dokumente werden in der Konservierungswerkstatt des Museums vakuumgetrocknet. Das Schriftstück wird dafür in eine Vakuumtruhe gesteckt:
„Es befindet sich in einem Beutel, der Deckel ist aus Plexiglas, um dem starken Unterdruck zu widerstehen. Dann wird die Luft abgesogen. Anschließend wird das Paket versiegelt und ist fertig.“
Das Nationale Technikmuseum stellt zur Unterstützung von Archiven, Museen und Galerien nicht nur die Trocknungsanlage, sondern auch sein Depot in Čelákovice mit einer riesigen Kühlanlage zur Verfügung. Museumsleiter Karel Ksandr:
„Unsere Gefrierbox hat eine Kapazität von etwa 50 Paletten, das heißt 50 Kubikmeter Material. Sie ist im Moment leer, weil wir sie ein paar Jahre lang nicht genutzt haben. Jetzt haben wir sie wieder in Betrieb genommen, wir wissen, dass sie funktioniert, und wir wissen, dass wir vorbereitet sind.“