Von Südostasien beeinflusst und von Frühgeschichte inspiriert: Künstlerin Adéla Součková
In der Prager Villa Pellé ist derzeit eine Ausstellung mit Werken von Adéla Součková und Adriena Šimotová zu sehen. Die Malerin, Grafikerin und Bildhauerin Adriena Šimotová ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen der tschechischen Kunstszene der 1960er Jahre. Adéla Součková ist eine intermediale Gegenwartskünstlerin, die vor allem als Zeichnerin wahrgenommen wird. Sie malt jedoch auch und dreht Videos. Die Künstlerin lebt abwechselnd in Prag und Berlin und hat derzeit Ausstellungen in Paris und Marseille. Vor der Prager Vernissage in der Prager Villa Pellé hat Martina Schneibergová mit Adéla Součková gesprochen.
Frau Součková, im Dokumentarfilm, der in der Ausstellung gezeigt wird, sagen Sie, dass Sie sich sehr für Geschichten interessieren. Wo suchen Sie nach Inspiration?
„Das ist eine sehr komplizierte Frage, weil Inspirationen irgendwie überall zu finden sind. Aber für mich war die Zeit, die ich in Asien verbrachte, sehr wichtig. Südostasien hat mich beeinflusst. Ich war dreimal in Indonesien, dort habe ich auch viele Arbeiten kreiert. Und ich habe zudem Interviews mit den lokalen animistischen Praktikern gemacht. Dies war ein sehr wichtiger Punkt in meiner Arbeit, muss ich sagen.“
Womit zeichnen Sie? Sie zeichnen auf Textilien. Sind es spezielle Textilien, die verkauft werden?
„Man kann diese Textilien kaufen. Das sind wirklich normale Textilien. Ich habe sie beispielsweise oft auf dem Maybachufer in Berlin gekauft. Aber ich muss diese Textilien kochen, um diesen industriellen Aspekt irgendwie zu entfernen, denn die Stoffe sind normalerweise imprägniert. Danach koche ich sie wieder und nutze verschiedene Pflanzen, um die Farbe stärker zu machen. Ich arbeite unter anderem mit Granatäpfeln und mit Asche. Es ist ein großer Prozess: Ich zeichne, und dann koche ich die Textilien wieder.“
Haben Sie eine Vorstellung über das Werk, bevor es entsteht, wie Sie die Arbeit daran dann fortsetzen – oder kommt das spontan?
„Das ist eigentlich eine Mischung. Für mich ist wichtig, zwischen diesen Polaritäten zu arbeiten. Das Kreieren hat eine Dynamik.“
Sind Sie vom Ergebnis Ihrer Arbeit dann selbst überrascht?
„Ja, ich bin sehr oft sehr überrascht. Und ich brauche das, überrascht zu sein.“
Bei der Führung durch die Ausstellung hatte ich den Eindruck, dass in den Werken die Beziehung der Menschen zu ihren Vorfahren, zu ihrer Herkunft oder zum Weltall thematisiert wird. Stimmt das?
„Ja, das interessiert mich wirklich. Ich bin inspiriert und beeinflusst von verschiedenen Zivilisationen. Die Rolle der Vorfahren finde ich wichtig. Ich interessiere mich auch für die prähistorische Realität. Derzeit nehme ich an einer Gruppenausstellung über Marija Gimbutas teil. Sie war eine bedeutende Anthropologin und Archäologin in den 1960er Jahren und hat auch die feministische Bewegung beeinflusst. Das hat mich schon immer interessiert. Maria Gimbutas sagte, dass 98 Prozent der gefundenen kleinen Skulpturen aus dem Neolithikum in Europa weibliche Formen haben. Und diese Funde haben mich auch inspiriert. Das sind oft Göttinnen, aber auch so etwas wie Mutanten.“
Sie haben mit der Führung durch die Ausstellung beim Bild „Reproduktion“ angefangen. Dieses zeigt, wie sich verschiedene Tierarten immer weiter reproduzieren. Wie kamen Sie auf diese Idee?
„Das ist irgendwie spontan gekommen. Den Stoff habe ich auch gekocht und koloriert – mit Wein aus Georgien. Das ist ein spezifischer Wein, den es in Tschechien oder Deutschland nicht gibt. Er ist so stark, dass damit die Stoffe koloriert werden können. Ich wollte zudem ein wenig Ironie zum Ausdruck bringen und ein ,Empowering-Bild‘ kreieren.“
Ihre Werke werden hier gemeinsam mit einer Auswahl von Werken von Adriena Šimotová ausgestellt. Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrem Werk?
„Ich habe eine starke Beziehung zu ihren Werken. Ich finde die Generation von Künstlerinnen aus den 1960er Jahren unglaublich wichtig und vor allem interessant, aus dem Aspekt des Feminismus heraus, aber auch des künstlerischen Aspekts wegen. Als junge Künstlerin hat mich das geformt. Die Idee, meine Werke gemeinsam mit denen von Adriena Šimotová zu zeigen, stammt von einer Studentin. Sie schrieb eine Masterarbeit zum Thema, wie die Empathie der Zuschauer durch meine und durch Adriena Šimotovás Werke geweckt wird.“
Wo kann man – außer in der Villa Pellé – derzeit Ihre Werke bewundern?
„Ich bin sehr froh, dass ich seit 9. Oktober eine kleine Ausstellung in der Petite Galerie in Paris habe. Zudem nehme ich an einer Gruppenausstellung in Marseille teil. Und eine weitere Ausstellung wird am 14. Oktober in Paris eröffnet.“
Die Ausstellung mit dem Titel „Adéla Součková und Adriena Šimotová: 1+1=1“ ist in der Villa Pellé in Prag zu sehen. Sie läuft noch bis 10. November. Die Villa ist täglich außer Montag zugänglich. Am Dienstag, Mittwoch und Freitag ist sie von 13 bis 18 Uhr geöffnet, am Donnerstag von 13 bis 19 Uhr und am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Im Rahmen des Begleitprogramms gibt es Führungen und einen Workshop. Mehr erfahren Sie unter www.villapelle.cz.