Fachkräftemangel in Tschechien: Kurzstudium soll helfen

In Tschechien gibt es einen Mangel an studierten Arbeitskräften. Das Bildungsministerium hat nun einen Plan vorgelegt, um das zu ändern. Fachhochschulen sollen eine gezielte und effektive berufliche Weiterbildung in Kurzstudienprogrammen anbieten.

Die Tschechische Republik leidet seit mehreren Jahren unter einem Mangel an Arbeitskräften mit Hochschulabschluss. Den Arbeitgebern fehlen Leute vor allem in technischen Ausbildungsberufen, ebenso wie nichtmedizinische Fachkräfte im Gesundheitswesen. Das Bildungsministerium will dieses Problem nun lösen, indem der Status und die Qualität von Fachhochschulen gestärkt werden. Bildungsminister Mikuláš Bek (Bürgermeisterpartei Stan) plant, ein- oder zweijährige Studiengänge an Fachhochschulen einzuführen:

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Wir erwarten, dass wir dadurch der Nachfrage seitens der Arbeitgeber bei technischen Berufen entgegenkommen. Wir führen Verhandlungen unter anderem mit dem Energiekonzern ČEZ, denn in Folge der Investitionen in die Energiewirtschaft entsteht eine große Nachfrage nach bestimmten Berufen in diesem Bereich. Zudem verhandeln wir mit Investoren der Chipproduktion.“

Die Fachhochschulen haben in Tschechien keine besonders starke Stellung. Nur etwa 6,5 Prozent der Schulabgänger besuchen nach dem Abitur eine solche Schule. Obwohl der Studiengang drei Jahre dauert, steht er nicht auf dem gleichen Niveau wie Bachelor-Studiengänge an Universitäten.

Das Ministerium will nun auch die Verbindung der beiden Hochschultypen fördern. So könnten zum Beispiel Absolventen eines Kurzstudiums an einer Fachhochschule zu einem Bachelor-Studium wechseln, ohne dort wieder bei null anfangen zu müssen. Aus diesem Grund soll das an Unis bereits bestehende Leistungspunktesystem auch an den Fachhochschulen eingeführt werden. Marcela Davídková Antošová ist Vorsitzende des Verbands der Fachhochschulen:

„Ich sehe darin kein Problem. Allerdings müssen die Regeln für Fachhochschulen so festgelegt werden, dass die bestehenden Standards weiter gelten. Das bedeutet, dass dort nicht nur Professoren und Dozenten lehren müssen.“

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk

Das Ministerium reagiert mit dem Plan auf die Forderungen der Arbeitgeber, aber auch auf die bevorstehende Umgestaltung der Sekundarschulen: Künftig sollen bis zu 50 Prozent des Unterrichts vor dem Abitur allgemeinbildend sein. Die Schüler sollen demnach erst später, unter anderem in den geplanten Kurzprogrammen, eine spezifische Qualifikation erwerben.

In Tschechien geht heute nur die Hälfte der Abiturienten weiter an eine Universität. Es gibt große Unterschiede zwischen den Regionen. Besonders kritisch ist die Situation im Kreis Ústí nad Labem / Aussig und Karlovy Vary / Karlsbad, dort schreiben sich nur 15 Prozent der jungen Menschen zum Studium an einer Hochschule ein. In den meisten anderen Regionen sind es etwa 28 Prozent. Das Bildungsministerium will daher unter anderem die Gründung neuer Universitäten in Nordböhmen unterstützen und die bestehenden Einrichtungen finanziell motivieren, mehr Studenten aufzunehmen.

Inwieweit die Pläne umgesetzt werden, hängt von der Verabschiedung des Hochschulgesetzes im Abgeordnetenhaus ab. Die Novelle befindet sich in der Endphase, die Parlamentarier haben aber mehr als 40 Änderungsanträge eingebracht.

Autoren: Markéta Kachlíková , Eliška Balcárková
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