Mit dem Ufo auf den Ještěd: Design für neue Seilbahn in Liberec steht fest
Seit dem Unglück im Oktober 2021 ist die Seilbahn auf den Ještěd / Jeschken in Liberec / Reichenberg außer Betrieb. Nun ist Bewegung in die Pläne für den Neubau gekommen. Am Donnerstag vergangener Woche verabschiedete die Stadtverordnetenversammlung den Gewinnerentwurf für die neue Kabine der Seilbahn.
In der Vergangenheit hatten die Stadtväter von Liberec bereits beschlossen, dass die Strecke der Seilbahn durch den Neubau verlängert werden soll. Die Talstation soll sich künftig unmittelbar an der Endstation der Straßenbahn im Stadtteil Horní Hanychov befinden. Seit Donnerstag vergangener Woche steht nun auch fest, wie die neue Kabine der Seilbahn aussehen wird. Der Gewinnerentwurf stammt von der Designerin Anna Marešová. Im Interview für Radio Prag International sagt sie:
„Wir haben darauf wertgelegt, dass unser Konzept zum Ještěd passt. Die Seilbahn soll ein verbindendes Element sein zwischen dem, was unten passiert, und dem Turm auf dem Gipfel, der für den Betrachter wie eine Rakete aussieht.“
Der 1973 fertiggestellte Turm nach einem Entwurf von Karel Hubáček ist das zentrale Wahrzeichen von Liberec. Marešová sagt, ihr sei es dann auch wichtig gewesen, daran etwa durch die Farbpalette der künftigen Seilbahnkabine anzuknüpfen.
„Wir haben uns an die Farben des Bauwerks gehalten. Verwendet haben wir deshalb ein mattes Silber, das an Aluminium erinnert. Technische Elemente wie die Träger im Inneren sind schwarz. Die Decke hingegen ist weiß.“
Anna Marešová hat in der Vergangenheit etwa ein neues Design für eine historische Straßenbahn der Prager Verkehrsbetriebe erdacht. T3 Coupé heißt diese moderne Ausflugstram mit Retro-Charme. Auch der Entwurf für die neuen Kabinen der Standseilbahn auf dem Prager Petřín stammt von der Produktdesignerin.
Bei der Gestaltung der Kabine für den Ještěd hat sich Marešová nun – passend zur Rakete auf dem Gipfel des Berges – am Aussehen eines Ufos orientiert. So sagt sie im Interview:
„Ich habe auch ein spaßiges Element eingebaut. In der Mitte des Bodens gibt es ein Fenster, durch das man nach unten schauen kann. Wenn die Kabine oben ankommt, leuchtet darin ein Licht auf, das nach unten hin abstrahlt.“
Die neue fliegende Untertasse wird ringsum verglast sein, sodass allen Reisenden ein guter Blick auf die umliegende Berglandschaft und den Ještěd geboten wird. Auf einmal sollen bis zu 100 Passagiere befördert werden können. Anders als bisher soll es nicht zwei einzelne Gondeln geben, sondern nur eine einzige, dafür aber eben eine sehr große Kabine.
„Man spricht auch von einer Funifor-Bahn. Das ist ein Seilbahntyp, bei dem die Kabine an zwei Seilen hängt. Dadurch ist das Ganze sehr stabil. Ich denke, angesichts dessen, was mit der ursprünglichen Seilbahn passiert ist, muss man das begrüßen. Es ist gut, dass man sich nun für eine andere Technologie entschieden hat und die Bahn in die Gegenwart bringen will.“
Im Oktober 2021 war an der Anlage ein Zugseil gerissen. Eine der beiden Kabinen stürzte damals zu Boden, wobei ein Mensch ums Leben kam. Zum Unfallzeitpunkt gehörte die Seilbahn noch den Tschechischen Bahnen (ČD). Mittlerweile hat die Stadt Liberec ihnen die Anlage aber abgekauft.
Die Ausschreibung für den Bau der neuen Seilbahn soll im Februar kommenden Jahres veröffentlicht werden. Insgesamt geht man von Kosten von bis zu 440 Millionen Kronen (17,6 Millionen Euro) aus. Mit einer Inbetriebnahme wird nicht vor Januar 2029 gerechnet.
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