Tschechien und der Wiederaufbau der Ukraine: Bilanz nach drei Jahren Krieg
Der Beauftragte der tschechischen Regierung für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopečný, hat am Freitag auf einer Pressekonferenz in Prag die drei Jahre seit dem Beginn der russischen Invasion bilanziert.
Die tschechische Zivilgesellschaft trägt nach Kopečnýs Aussage mit höheren Summen als der tschechische Staat zum zivilen Wiederaufbau der Ukraine bei. „Der Staat gibt jedes Jahr 500 Millionen Kronen (19,94 Millionen Euro), während die tschechische Nation Milliarden spendet“, sagte er. In anderen Bereichen, wie etwa dem Militär, sei die staatliche Hilfe jedoch bedeutender, betonte er.
Seit dem Beginn der Invasion haben tschechische Unternehmen nach Angaben Kopečnýs Dutzende von Projekten in der Ukraine erfolgreich durchgeführt, unter anderem in den Bereichen Energie und medizinische Ausrüstung. „Tschechische Unternehmen wurden zu einem der Hauptlieferanten von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, insbesondere für den östlichen Teil der Ukraine“, sagte Kopečný. Ihm zufolge hat etwa ein Drittel der 1,2-Millionen-Einwohner-Stadt Charkiw dank der tschechischen Lieferungen Strom und Wärme. Ein weiteres Beispiel ist die größte Energieinvestition in der Ukraine in Höhe von 1,5 Milliarden Kronen (59,83 Millionen Euro) durch die Gesellschaft Moravské naftové doly (MND) aus der Holding KKCG des Unternehmers Karel Komárek. Die MND hat im vergangenen Jahr das Windkraftwerk Oriw in der Region Lwiw fertiggestellt. Unternehmen oder Konsortien aus Dutzenden von Firmen liefern derzeit zudem Ausrüstung an zwölf ukrainische Krankenhäuser in Lwiw, Charkiw und Dnipro.
Laut dem Regierungsbeauftragten sind die tschechischen Exporte, und zwar nicht die Waffenexporte, sondern die zivilen Güter, seit dem Beginn der Invasion im Jahr 2022 um mehr als ein Fünftel gestiegen.
Die tschechische Nationale Entwicklungsbank (NRB) hat in Zusammenarbeit mit den Ministerien für Industrie und Handel sowie für auswärtige Angelegenheiten ein neues Programm für tschechisch-ukrainische Unternehmen zur Unterstützung ihrer Investitionsprojekte in der Ukraine vorbereitet. Eine Milliarde Kronen (39,88 Millionen Euro) aus nationalen Mitteln sollen in das Programm fließen, und weitere rund 120 Millionen Euro sollen von der Europäischen Kommission bereitgestellt werden. Laut Kopečný wird die tschechische Beteiligung am Wiederaufbau der Ukraine über die Entwicklungsbank „der letzte fehlende Mosaikstein sein, den der tschechische Staat den tschechischen Unternehmen zur Verfügung stellen sollte, um sie so erfolgreich wie möglich zu machen.“
Verbunden
-
Tschechien und der Krieg in der Ukraine
Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine