Olympia: Flüchtling Mardini begeistert von Eröffnung – Überraschung im Tennis-Doppel

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Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro sind seit Freitag in vollem Gange. Die Sportlerinnen und Sportler aus Tschechien spielten bei den ersten Entscheidungen zwar noch keine Rolle, doch in den Vorkämpfen machten einige schon von sich reden.

Vanderlei de Lima  (Foto: ČTK)
Zur Eröffnungsfeier zeigte sich der Gastgeber von seiner besten Seite. Die Brasilianer präsentierten eine unterhaltsame, farbenfrohe und auch nachdenklich machende Show, die viel Anklang fand. Und auch die Auswahl des letzten Fackelläufers, der das olympische Feuer im Stadion entzünden darf, wurde gelobt. Es war der Marathonläufer Vanderlei de Lima, der in Athen 2004 klar auf Goldkurs lag, bevor er von einem psychisch kranken Mann zu Fall gebracht wurde. Am Ende reicht es deshalb nur zu Bronze.

De Lima war der letzte von insgesamt 12.000 Läufern, die das olympische Feuer von Griechenland aus über 20.000 Kilometer bis nach Rio brachten. Dieser Fackellauf, von der antiken Ursprungsstätte im Hain von Olympia bis zum aktuellen Austragungsort der Spiele, wurde übrigens erstmals 1936 absolviert. Damals wurde die Flamme über Griechenland, Jugoslawien, Österreich und die Tschechoslowakei bis nach Berlin gebracht. In der Tschechoslowakei indes herrschte, mit Ausnahme der Sudetengebiete, große Antipathie gegen die Spiele in Hitler-Deutschland. Darum kam es in Prag auch zu einer Störung des Fackellaufs, die der Olympiahistoriker František Kolář wie folgt schildert:

František Kolář  (Foto: Archiv des Tschechischen Olympischen Kommitees)
„Es wird davon berichtet, dass der Fackellauf vornehmlich in Prag von großen Protesten begleitet war. Und als die Fackel von der Pariser Straße auf den Altstädter Ring getragen wurde, sei es Gegnern der Spiele von Berlin gelungen, die Flamme zu löschen.“

Auch in Brasilien gab es Proteste gegen den Fackellauf. Bei der Eröffnungsfeier aber lief alles rund. Und besonders viel Beifall brandete auf, als ein Olympia-Team aus Flüchtlingen ins Stadion von Rio einlief. Zu diesem Team gehört auch die 18-jährige Syrierin Yusra Mardini, die im August vergangenen Jahres aus Damaskus geflohen ist und über die Türkei und die Balkan-Route nach Deutschland kam. Ihr Schicksal steht im Fokus der Medien aus aller Welt, doch gerade deshalb darf sie nicht jeder Journalist bei ihrem Tageswerk behelligen. Die Exklusivrechte hat der Tschechische Rundfunk – sozusagen als kleines Dankeschön, dass Reporterin Magdalena Sodomková vor einem Jahr sehr authentisch und seriös über die abenteuerliche Flucht der jungen Syrierin berichtet hat. Daher war zu erfahren, Yusra sei von der Eröffnungsfeier sichtlich begeistert gewesen und noch am nächsten Tag kreisten ihr davon die Gedanken im Kopf herum. Am Samstag bestritt sie auch schon ihren ersten olympischen Wettkampf: Über 100 Meter Schmetterling scheiterte sie zwar schon im Vorlauf, doch Yusra wisse sehr gut, dass sie mit der Weltspitze nicht mithalten kann, sagt Magdalena Sodomková:

Yusra Mardini  (Mitte). Foto: ČTK
„Sie ist erst 18 Jahre alt, aber ihr ist sehr bewusst, dass sie in Rio nicht nur als Schwimmerin teilnimmt, sondern dass sie auch die Stimme der Flüchtlinge ist. Über das Schwimmen kann sie die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken.“

Ein weiteres Thema, dass neben dem Dauerbrenner Doping für Unruhe gesorgt hat, ist die Ansteckungsgefahr mit dem Zika-Virus. Aus Angst vor einer Infektion haben mehrere Sportler ihre Teilnahme abgesagt, darunter auffällig viele Tennisspielerinnen und -spieler. Hinter vorgehaltener Hand war zu hören, dass es sie auch wenig motiviere, bei Olympia zu starten, weil man dort weder Prämien noch Ranglistenpunkte gewinnen könne. Eine Einstellung, die der tschechischen Radfahrprofi Leopold König ganz und gar nicht teilt:

Barbora Strýcová und Lucie Šafářová  (Foto: ČTK)
„Diese Sportler haben keinen Respekt vor den Spielen, die etwas über unserer Branche stehen und möglicherweise auch über dem Sport als solchem. Ich würde mich gar nicht trauen, zu sagen, dass die Spiele für mich nicht wichtig seien, weil ich davon weder Punkte noch Geld bekomme. Das finde ich oberflächlich. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich einen Start bei Olympia ausschlagen könnte.“

Die beste Antwort auf diejenigen in ihrer Sportart, die den Spielen fern blieben, gaben schon zum Auftakt die tschechischen Tennisspielerinnen Lucie Šafářová und Barbora Strýcová. Obwohl sie im Doppel bisher ziemlich wenig zusammengespielt haben, bezwangen sie in ihrem ersten Match gleich die großen Favoritinnen auf den Olympiasieg, die US-amerikanischen Williams-Schwestern in zwei Sätzen mit 6:3 und 6:4. Beide Tschechinnen leben also weiter ihren olympischen Traum, sowohl im Einzel als auch im Doppel.

Autor: Lothar Martin
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