Olympia: Zwei Tschechen schießen untereinander Gold und Silber aus

David Kostelecký und Jiří Lipták

Der sechste Wettkampftag bei den Olympischen Spielen in Tokio war ein sehr erfolgreicher für Tschechien. Denn am Donnerstag wurden vier Medaillen erobert, auch wenn bei zweien von ihnen – die im Tennis erkämpft wurden – die Farbe noch nicht feststeht. Wie man aber ein Finale bestreitet und unter sich ausmacht, zeigten zwei Sportschützen: Jiří Lipták und David Kostelecký holten Gold und Silber im Trap-Schießen.

David Kostelecký | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Der Jubel bei den tschechischen Sportlern, Betreuern und Offiziellen war groß, als der Olympiasieger in der Disziplin Trap des Wurfscheibenschießens verkündet wurde. Es ist 39-jährige Jiří Lipták aus Brno / Brünn, der seiner bisherigen Karriere damit die Krone aufgesetzt hat. Vor sieben Jahren gewann Lipták in China bereits WM-Gold, doch der Sieg in Tokio überstrahlt alles:

„Die Gefühle sind wunderbar, und ich denke, David und ich wissen noch gar nicht so recht, dass wir gerade Geschichte geschrieben haben“, sagte Lipták kurz nach seinem Triumph. Dabei hatte der Finalkampf der sechs Besten für ihn gar nicht gut begonnen:

„Wenn ich zurückblicke, muss ich bekennen, dass ich zu Beginn des Finales nicht gut drauf war. Durch Fehlschüsse habe ich an Selbstvertrauen verloren. Als dann aber auch die Gegner patzten, habe ich dieses wieder zurückgewonnen.“

Jiří Lipták | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Und das war letztlich der Schlüssel zum Erfolg. Denn beim Ausschießen der Plätze ab Rang fünf hatten Lipták und sein Freund David Kostelecký, der wie er aus Brünn stammt, dann die besten Nerven. Den Moment, als nach dem Ausscheiden dreier Kontrahenten nur noch der Brite Matthew Coward Holley und die beiden Tschechen übrigblieben, beschrieb Kostelecký im Nachhinein so:

„Als ich Bronze sicher hatte, ist die größte Anspannung von mir abgefallen. Und als ich dann feststellte, dass wir nur noch zu zweit sind, war das einfach nur überragend.“

Lipták bekannte später, dass er beim Ausschießen um Gold und Silber schon nicht mehr auf die Vorstellung seines Teamkollegen geschaut habe. Doch wann wusste er dann, dass er Olympiasieger ist?

„Als der Schiedsrichter nach einem Schuss von David die Hand hob und eine Null anzeigte. In dem Moment hatte ich einen Treffer mehr“, antwortete Lipták auf die Reporterfrage.

David Kostelecký und Jiří Lipták | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Für den 46-jährigen Kostelecký, der schon seine sechsten Spiele bestritt, war die finale Niederlage jedoch kein Beinbruch. Er selbst war in dieser Disziplin schon 2008 Olympiasieger geworden, seinem jüngeren Freund gönnte er den Triumph und scherzte:

„Ich hätte das Ergebnis wie die anderen Jungs aus unseren Reihen nicht für möglich gehalten. In Tschechien scheitern Jiří und ich nicht selten schon in Pokalwettbewerben beim Einschießen, doch den olympischen Wettkampf haben wir jetzt im Spaß zum ‚Tschechischen Pokal Tokio‘ erhoben. Es war ein Traum, dass es so ausgegangen ist, und noch dazu mit einem Shoot-Off von uns beiden. Von daher war es perfekt.“

David Kostelecký,  Petr Hrdlička und Jiří Lipták | Foto: Alex Brandon,  ČTK/AP

Das findet auch der Coach der beiden Tschechen, Petr Hrdlička. Der 53-Jährige hat 1992 in Barcelona die Goldmedaille im Trap-Schießen gewonnen und nun gleich zwei Nachfolger gefunden, die unter ihm trainieren. Deswegen verschlug es ihm auch fast die Sprache:

„Dies lässt sich kaum beschreiben, das ist ein tschechisches Märchen. Und ich würde anfügen: Es ist ein schöner Traum mit einem noch besseren Ende.“


Jiří Prskavec | Foto: Ondřej Deml,  ČTK

Das tschechische Märchen bei den Olympischen Spielen in Tokio wurde schon am Freitag weitergeschrieben. Denn am siebten Wettkampftag hat Tschechien zwei weitere Goldmedaillen geholt, und noch dazu von zwei Sportlern, die wie Lipták und Kostelecký dicke Freunde sind: der Wildwasserkanute Jiří Prskavec, der den Wettbewerb im Einer-Kajak gewann, und Judoka Lukáš Krpálek, der im Schwergewicht triumphierte. Beide Athleten haben damit bewiesen, dass sie schon länger absolute Weltspitze sind. Prskavec erkämpfte 2016 in Rio bereits Bronze, und Krpálek konnte seinen Olympiasieg sogar wiederholen – diesmal allerdings in der höchsten Gewichtsklasse über 100 Kilogramm.

Lukáš Krpálek | Foto: Ondřej Deml,  ČTK
Autoren: Lothar Martin , František Kuna
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