Pilsen gewinnt Tschechiens Top-Spiel gegen Sparta Prag und baut Führung aus

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El Clásico nennen die Spanier das Aufeinandertreffen der beiden erfolgreichsten Traditionsvereine ihres Landes im Fußball, Real Madrid und FC Barcelona. Mittlerweile verwenden nun auch andere Länder diesen Begriff, wenn in ihrer Liga die Paarung zweier ständiger Meisterschaftsrivalen ansteht, wie in Deutschland das Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. In Tschechien ist man nicht ganz so kühn, spricht aber vom „Spiel des Jahres“, wenn sich Viktoria Pilsen und Sparta Prag gegenüberstehen. Das war am vergangenen Samstag wieder der Fall, das Spitzenspiel der Synot Liga gewannen diesmal die Pilsner mit 2:0.

Lukáš Hejda köpft zur Führung für Viktoria ein  (Foto: ČTK)
Dortmund weiß, wie man die Bayern schlägt, denn vor der Samstagpartie beim großen Rivalen hatten die Westfalen viermal in Folge nicht in München verloren. In Tschechien rühmte sich Sparta Prag damit, vom Konkurrenten aus Plzeň / Pilsen sogar fünfmal in Folge nicht bezwungen worden zu sein. Am 1. November 2014 aber riss auch diese Serie. Schon sehr früh im Spiel stellten die Pilsener die Weichen auf Sieg:

„Nach einem Eckball für Pilsen steigt der Innenverteidiger von Viktoria, Lukáš Hejda, am höchsten und köpft zur Führung für die Gastgeber ein“, schilderte der Reporter des Tschechischen Rundfunks die bereits spielentscheidende Aktion in der 12. Minute. Nach diesem Treffer lief die Begegnung nämlich nach immer dem gleichen Muster ab: Die in den Zweikämpfen sehr bissigen Pilsener ließen die Akteure des Meisters nicht zur Entfaltung kommen und nutzten ihrerseits jeden Ballverlust der Gäste zu beherzten Angriffen. Schon elf Minuten später erzielten sie durch Tomáš Hořava das beruhigende 2:0 und brachten den Vorsprung ohne Probleme über die Zeit. Lukáš Hejda sah es so:

Miroslav Koubek  (Foto: ČTK)
„Wir haben Spartas Spielweise entschlüsselt, unser Trainer hat uns genau erklärt, wie man die Prager schlagen kann. Ich würde nicht sagen, dass wir uns nur defensiv gut auf sie eingestellt haben, wir wollten auch aktiv nach vorn spielen, und das ist uns gelungen. Wir haben keine einzige Chance der Gäste zugelassen.“

Pilsens Trainer Miroslav Koubek war dann auch sehr zufrieden, dass seine Taktik gefruchtet hat:

„Es war notwendig, Sparta bereits im Spielaufbau zu stören. Die Prager haben ein gewisses Schema in ihrem Kombinationsspiel, dank dem sie sich die meisten Gegner förmlich zurechtlegen. Auf ihre Spielweise haben wir uns in zwei Trainingseinheiten vorbereitet, doch es galt auch, das eigene Angriffsspiel dabei nicht zu vernachlässigen, insbesondere nicht das schnelle Umschaltspiel.“

Vítězslav Lavička  (Foto: ČTK)
Die Überlegenheit der Bierstädter musste nach dem Spiel auch Sparta-Trainer Vitězslav Lavička anerkennen:

„Viktoria war auf uns sehr gut vorbereitet. Die Gastgeber haben uns keinen Raum gelassen, so dass wir unsere Spielweise nicht durchsetzen konnten, weder das Spiel über die Flügel noch die schnellen Konter. Pilsen hat zudem bei den Standardsituationen gut verteidigt und daher auch verdient gewonnen.“

Nationalspieler David Limberský ist der Kapitän der Pilsener. Für ihn war indes noch ein anderer Grund entscheidend für den Spielausgang:

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„Es war zu sehen, dass wir den größeren Siegeswillen hatten. Unser Wille war getragen von dem Verlangen, endlich den Bock umzustoßen und wieder gegen Sparta zu gewinnen. Außerdem fehlen uns in diesem Herbst die internationalen Spiele, die Partie mit Sparta aber hatte das Format einer Prüfung in der Europa League. Diese haben wir gemeistert, von daher sind wir glücklich.“

Welches der beiden Teams am Ende der Saison das glücklichere ist, wird sich jedoch erst nach 30 Punktspielen zeigen. Nach dem 13. Spieltag hat Spitzenreiter Pilsen aber immerhin schon einmal vier Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen.

Autor: Lothar Martin
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