Prag streitet um Denkmal des Sowjet-Marschalls

Konew-Denkmal

Iwan Stepanowitsch Konew wurde Jahrzehnte lang als Befreier Prags gefeiert, nach 1989 seine Rolle jedoch immer mehr in Frage gestellt.

Konew-Denkmal | Foto: Šjů,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0
Die Debatte um die historische Rolle des sowjetischen Kommandanten spiegelt sich seit Jahren in einem Streit um sein Denkmal in Prag wider. Am vergangenen Dienstag, symbolisch am 50. Jahrestag des sowjetischen Einmarsches in die Tschechoslowakei im August 1968, wurde eine neue Gedenktafel an der Statue enthüllt. Der Sowjet-Held wird darauf in einen breiteren Kontext gesetzt, es wird auf die unrühmlichen Seiten des Marschalls verwiesen.

Etwa dreihundert Menschen protestierten während der feierlichen Enthüllung gegen die Tafel. Unter ihnen war auch die kommunistische Abgeordnete Marta Semelová:

„Erstens ist das, was auf der Gedenktafel steht, laut anderen Historikern nicht wahr. Und zweitens – es handelt sich nach unserer Meinung um das Umschreiben der Geschichte.“

Eine andere Meinung äußerte bei der Tafelenthüllung der Rentner Václav Kovařík. Er würde die Statue am liebsten abreißen. Denn das Denkmal als solches diene zur Verzerrung der Geschichte, so der Bürger.

Die tschechischen Kommunisten wollen sich für die Entfernung der neuen Gedenktafel einsetzen. Sie wurde auch von der russischen Botschaft in Prag kritisiert.

Iwan Stepanowitsch Konew
Der neue Text am Denkmal beschreibt die Rolle von Marschall Konew im Jahr 1945, als er als Kommandeur der 1. Ukrainischen Front an der Befreiung Prags von den Nationalsozialisten beteiligt war. Es werden aber auch die Jahre 1956 und 1961 erwähnt. Als Oberbefehlshaber aller sowjetischen Landstreitkräfte ließ Konew den Volksaufstand in Ungarn niederschlagen und befahl die Schließung der DDR-Grenzen zu den Westsektoren Berlins, also eigentlich den Bau der Berliner Mauer. Zudem soll er die nachrichtendienstlichen Untersuchungen vor dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei geleitet und so einen maßgeblichen Anteil an der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 gehabt haben.

Eine Statue des Befehlshabers mit Holunderästen in der Hand erinnert seit 1980 im Prager Stadtteil Bubeneč an Konew. Ihr Abriss stand seit der Wende von 1989 mehrfach zur Debatte. Das Denkmal wurde auch wiederholt mit Graffitis beschmiert, zuletzt am Jahrestag des Weltkriegsendes im Mai dieses Jahres. Der Stadtrat im sechsten Prager Stadtbezirk beschloss letztlich, die Statue beizubehalten und eben durch die erklärende Gedenktafel zu ergänzen.

Konew-Straße  (Foto: Packa,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Eine Sache sei offensichtlich. Die Tafel habe eine Diskussion entfesselt, konstatiert der stellvertretende Bürgermeister Jan Lacina (Stan).

Übrigens, in Prag erinnert noch eine Konew-Straße / Koněvova an den sowjetischen Marschall.