Prager Straßencafés: Der freie Himmel kommt ihnen teuer zu stehen

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Touristen in Tschechien fiel es schon in den 90er Jahren auf, dass es hierzulande weniger Möglichkeiten gibt, in einem Restaurant oder Café draußen zu sitzen, als in anderen Ländern. Dabei beleben gerade ein Straßencafé und ein Straßenausschank das Stadtbild. Warum das in Tschechien und vor allem in der Hauptstadt Prag nicht so richtig anläuft, hat die Respektredakteurin Bára Procházková untersucht. Radio Prag hat sie befragt.

Café Fanta heute
Bára, warum gibt es vergleichsweise wenig Cafés und Restaurant in Prag - und überhaupt in Tschechien -, die Sitzmöglichkeiten draußen unter freiem Himmel anbieten. Sitzen Tschechen auch bei Sonnen lieber drinnen?

„Nein, Christian, so ist es nicht. Die Antwort ist ganz einfach – das alles ist zu teuer. Also die Kosten sind der Grund. Denn wenn man sich die Kostentabellen anschaut, dann kann man sehen, dass die Kneipenbetreiber zwei Mal zahlen müssen: einmal an das lokale Rathaus, das andere Mal an die Technische Straßenverwaltung (TSK). Und die Praxis hat gezeigt, dass auch wenn die lokalen Rathäuser die Preise senken, dennoch die Preise für die Technische Straßenverwaltung sehr hoch bleiben.“

Was kostet das ein Straßencafé, zwei bis drei Tische draußen zu haben?

„Momentan kosten drei Tische für ein halbes Jahr 10.000 Kronen; das wären rund 400 Euro.

Der Straßenausschank in Prag ist auch im internationalen Vergleich unheimlich teuer. Wie fällt der Vergleich konkret aus?

„Ich habe mir die Preise in Berlin, München und Wien angeschaut, und wenn man alle vier Städte – inklusive Prag – vergleicht, sieht man, dass man überall ungefähr die Hälfte zahlen muss. Die Preise und das System sind sehr kompliziert. Es gibt auch in Deutschland und Österreich unterschiedliche Preisklassen und unterschiedliche Stellen, wo man das Geld zahlen muss. Und in München muss man sogar zusätzlich einen einmaligen Beitrag bei der Anmeldung zahlen. Aber trotzdem läuft es insgesamt darauf hinaus, dass es in Prag fast doppelt so viel kostet wie in den anderen genannten Städten.

Die Situation war ja im letzten Jahr schon mal besser, da gab es mehr Straßencafés als aktuell. Was ist da passiert?

„Ein Fehler – kurz und gut. Es ging darum, dass aus einem Gesetz ein Paragraf herausgefallen ist, der gesagt hat, dass die Rathäuser den Beitrag streichen können. Die lokalen Rathäuser hatten den Betrag dann teilweise gestrichen. Nun gibt es aber im Gesetz eine Vorschrift, dass das nicht erlaubt ist. Und deshalb müssen die Rathäuser jetzt viel Geld verlangen. Das ist ungefähr mehr als ein Euro pro Quadratmeter, und deswegen sagen viele Kaffeehausbetreiber, für sie lohne sich das nicht mehr, einen Ausschank vor dem Café zu haben.“

Bára Procházková  (Foto: Respekt)
Gibt es Aussicht auf Besserung?

„Ja, und zwar sagt die neue Prager Stadtverwaltung zum einen, es soll künftig nur noch ein Beitrag erhoben werden, so dass der Betreiber nicht mehr zu zwei Stellen rennen muss. Und die zweite Veränderung könnte sein, dass die lokalen Rathäuser tatsächlich selbständig entscheiden können, wie viel sie dafür nehmen, dass ein Kaffeehausbetreiber ein paar Tische auf der Straße stehen hat.“