Reaktionen aus Tschechien: Russland sollte komplett gesperrt werden

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Der internationale Sportgerichtshof CAS hat am Donnerstag den Ausschluss der russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio für rechtskräftig erklärt. Am Freitag forderten 14 nationale Anti-Doping-Agenturen das Internationale Olympische Komitee auf, die systematisch dopende Sportmacht Russland komplett von den Spielen in Rio auszuschließen.

František Kolář  (Foto: Archiv des Tschechischen Olympischen Komitees)
Systematisches Doping in der Leichtathletik, Vertuschung von Kontrollen bei den olympischen Spielen in Sotschi, Hunderte von positiven Tests. Die Enthüllungen zum Doping im russischen Spitzensport sorgen seit fast zwei Jahren für Aufsehen. Der Vizevorsitzende des Tschechischen Olympischen Komitees, František Kolář, findet die Entscheidung über die Sperre für Russlands Leichtathleten positiv.

„Die Entscheidung zeugt davon, dass man sich wirklich darum bemüht, den Leistungssport von unsauberen Praktiken zu bereinigen.“

14 Anti-Doping-Agenturen haben in einem Brief an das IOC daran erinnert, dass eine Sperre für alle russischen Sportler die olympische Idee schützen würde. Der tschechische Anti-Doping-Ausschuss hat das Schreiben jedoch nicht unterzeichnet. Sein Leiter Jan Chlumský stimmt aber dennoch einem Ausschluss Russlands von den Sommerspielen in Rio zu. Es sei schwierig, abzuschätzen, wie das IOC letztendlich entscheiden wird, so Chlumský:

Jan Chlumský  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Es kommt darauf an, wie sich die Rechtsexperten dazu äußern. Es handelt sich nun um eine Angelegenheit der Rechtsexperten und nicht mehr der Beamten von der Doping-Kontrolle. Ich bin davon überzeugt, dass Russland komplett gesperrt werden sollte. In diesem Zusammenhang fällt oft der unglückliche Begriff der Kollektivschuld. Da aber kollektiv gedopt wurde, ist es auch eine Kollektivschuld. Ich kann mich ganz gut in die Haut der Sportlerinnen und Sportler versetzen, die nicht gedopt haben, aber ihre Kräfte mit den Russen messen sollen. Dies muss auch berücksichtigt werden.“

Den Worten des ehemaligen Leiters des russischen Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, zufolge, waren in Russland alle am Doping beteiligt. Jan Chlumský sagte, er könne sich kaum vorstellen, dass in allen Sportarten gedopt worden sei.

„Alle Sportler können zwar einen Stoff finden, der ihnen hilft. Aber beispielsweise beim Bogenschießen oder der modernen Gymnastik ist das Doping nicht besonders wirksam. In Russland war das systematische Doping aber so massiv verbreitet, dass die Sperre für alle russische Sportlerinnen und Sportler sehr wahrscheinlich ist.“

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Die russische Seite lehnt jedoch weiterhin ab, dass es sich um systematisches Doping gehandelt hat. Falls Russland von den Spielen ausgeschlossen wird, müsste es zugeben, dass dem so war, vermutet Chlumský:

„Hoffentlich trägt dies zur Bereinigung des Sports in Russland bei. Es ist unheimlich heuchlerisch, wenn jemand in diesem Kontext den Begriff der Menschenrechte nutzt. Ich bin davon überzeugt, dass es notwendig ist, hart durchzugreifen.“

Ein so perfides Doping-System habe es bisher nirgendwo auf der Welt gegeben, so Chlumský.