Regierung schließt Vertrag über drittgrößte Firmeninvestition in Tschechien

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Auch in Tschechien sind in Folge der Wirtschaftskrise die Arbeitslosenzahlen gestiegen. Deswegen hat die Mitte-Links-Regierung als eines ihrer wichtigsten Ziele ausgegeben, neue Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Am Mittwoch konnte Premier Sobotka mit dem südkoreanischen Reifenhersteller Nexen Tire einen Investitionsvertrag unterschreiben. Dies gilt als großer Erfolg.

Byung-Jung Kang und Bohuslav Sobotka  (Foto: ČTK)
Die Unterschrift unter dem Vertrag trocknete noch, als der tschechische Premier Bohuslav Sobotka vor die Presse trat:

„Ich bin froh, dass wir die 13 Monate dauernden Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben. Diese führen zu der drittgrößten einmaligen Direktinvestition in unserem Land in den vergangenen Jahren.“

Tatsächlich handelt es sich um die drittgrößte Investition dieser Art seit der Wende. Der Reifenhersteller Nexen will auf der grünen Wiese eine neue Fabrik bauen. Investitionskosten: 829 Millionen Euro. Und später kann auch noch einmal dieselbe Summe hinzukommen. Im Vorfeld haben die Südkoreaner insgesamt 50 Standorte in ganz Europa geprüft. Letztlich fiel die Wahl auf das Industriegebiet bei der nordböhmischen Stadt Žatec / Saaz. Zur Vertragsunterschrift war sogar Nexen-Generaldirektor Byung-Jung Kang nach Tschechien gekommen:

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„Es hat sich gezeigt, dass in der Umgebung von Žatec genügend Arbeitskräfte vorhanden sind, und dass das Industriegebiet auf die Realisierung unseres Projektes gut vorbereitet ist. Von hier sind unsere größten Absatzmärkte wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien gut zu erreichen, zugleich ist es relativ nah zum dynamisch wachsenden osteuropäischen Markt. Aus logistischer Sicht hat dieser Standort also eine deutlich bessere Lage, als es die anderen möglichen Standorte hatten.“

Ein weiterer Grund für die Investitionsentscheidung sei das Entgegenkommen der tschechischen Regierung gewesen, sagte Byung-Jung Kang. Sobotka und sein Kabinett haben für die Firma eine Reihe von Investitionsanreizen geschaffen wie vor allem Steuerferien. Der Gesamtwert dieser Anreize liegt bei 3,8 Milliarden Kronen (140 Millionen Euro).

Industriegebiet Triangl  (Quelle: Tschechisches Fernsehen)
Dafür liegt der Standort in einer Gegend mit überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit. Mehr als 1000 Jobmöglichkeiten sollen im Werk von Nexen entstehen. Bei den zuständigen Arbeitsämtern ist man höchst erfreut, dort sind insgesamt 28.000 Menschen registriert, die eine Beschäftigung suchen. Vratislav Pražák leitet das zuständige Arbeitsamt in Louny / Laun:

„In der Topten der Arbeitsamtsbezirke mit den höchsten Arbeitslosenquoten in Tschechien befinden sich auch Most, Louny und Chomutov. Alle drei Bezirke grenzen an das Industriegebiet Triangl, in dem das Werk entsteht.“

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Der Bezirk Most / Brüx ist dabei tschechischer Spitzenreiter mit 13,3 Prozent Arbeitslosenrate.

Nexen Tire beschäftigt weltweit insgesamt rund 7000 Menschen und hat einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Dollar. In Europa expandiert die südkoreanische Firma derzeit, wie Generaldirektor Byung-Jung Kang anmerkte.

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„Der Plan zum Bau des neuen Werks in Tschechien hängt nicht nur mit der steigenden Nachfrage auf dem wichtigen europäischen Markt zusammen. Sondern er soll auch die sichere Lieferung von Reifen für die Global player auf dem Automobilmarkt wie Škoda, Volkswagen oder Fiat gewährleisten.“

Ganz allgemein ist Tschechien seit etwa zehn bis fünfzehn Jahren interessant für Firmen aus Südkorea. Nicht zuletzt hat sich auch der Autohersteller Hyundai hierzulande angesiedelt.

Autor: Till Janzer
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