Scheidender ukrainischer Botschafter in Prag: „Tschechien ist eine Herzensangelegenheit“
Vergangene Woche hat der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, bekanntgegeben, dass die Botschafter in mehreren Ländern ausgetauscht werden. Neben den ranghöchsten ukrainischen Diplomaten in Deutschland, Ungarn, Norwegen und Indien muss auch der Botschafter in Tschechien seinen Posten räumen. Nach über fünf Jahren im Amt verlässt nun Jewhen Perebyjnis die Moldaumetropole und kehrt nach Kiew zurück.
Als Grund für die Abberufung wurde die turnusmäßige Rotation der Diplomaten angegeben. Und Perebyjnis war bereits länger als die üblichen vier Jahre in Tschechien. Im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen sagte er am Mittwoch dazu: „Ein Botschafter sollte nicht für immer auf seinem Posten bleiben. Das diplomatische Leben geht weiter, und der Austausch der Diplomaten ist ein Teil davon.“
Perebyjnis, der fließend Tschechisch spricht, war bereits nach der Samtenen Revolution von 1989 und in den Nuller Jahren an der ukrainischen Botschaft in Prag tätig. Im Fernsehinterview sagte er: „Tschechien ist für mich ein besonderes Land, eine Herzensangelegenheit. Ich hoffe, wieder hierher zurückzukehren.“
Zunächst wird der scheidende Botschafter nun aber einen Posten im Außenministerium in Kiew antreten. Seine Nachfolge in Prag stünde schon fest, der Name sei jedoch vorerst geheim, so Perebyjnis.
Eigenen Angaben zufolge ist der Diplomat von der Welle der Solidarität nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine überrascht gewesen. So sei auf dem Konto der Botschaft über eine Milliarde Kronen (41 Millionen Euro) an Spenden für die Anschaffung von Waffen eingegangen. Wie Perebyjnis im Interview für das Tschechische Fernsehen ausführte, hätte man in den optimistischsten Szenarien mit Einhundert Millionen Kronen (vier Millionen Euro) gerechnet, aber nicht mit einer solch hohen Summe.
Als Ziel seiner Zeit als Botschafter bezeichnete Perebyjnis den Kampf gegen die Stereotype, die in Tschechien über seine Landsleute vorherrschten. „Die Ukrainer sind nicht nur Arbeiter oder Reinigungskräfte. Es leben auch viele Künstler, Ärzte oder Professoren hier“, so Perebyjnis. Der Krieg trage nun seinen Teil dazu bei, dass Tschechen die Ukrainer nicht mehr nur als arbeitsame Menschen, sondern auch als tapfere Leute sähen, so der Diplomat weiter.
Die Abberufung Perebyjnis‘ hatte in der vergangenen Woche für Überraschung gesorgt. Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) und der Außenminister Jan Lipavský (Piraten) lobten daraufhin Perebyjnis und die gemeinsame Zusammenarbeit.
Verbunden
-
Tschechien und der Krieg in der Ukraine
Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine