Schriftsteller und Exilverleger Josef Škvorecký gestorben

Josef Škvorecký (Foto: ČTK)

„Der Seeleningenieur“, „Eine prima Saison“, „Die Feiglinge“ oder „Das Mirakel“ sind die populärsten Werke von Josef Škvorecký. Der Autor und Übersetzer ist zudem als Gründer des Exilverlags Sixty Eight-Publishers bekannt geworden. Am Dienstag ist er im Alter von 87 Jahren in Toronto in Kanada gestorben.

Josef Škvorecký  (Foto: ČTK)
Josef Škvorecký ist einer der bedeutendsten tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig einer der bekanntesten tschechischen Autoren im Ausland. Geboren ist er in der ostböhmischen Stadt Náchod. Berühmt geworden ist er schon in den 1950er Jahren durch seinen Roman „Die Feiglinge“, der als eine literarische sowie politische Sensation galt. Dank einem Zusammenspiel von Zufällen konnte der Roman trotz der damals scharfen Zensur erscheinen und die kommunistischen Machthaber waren schockiert. 1968 erhielt er ein Stipendium für einen Aufenthalt in Kalifornien. Nach dem Einmarsch der Warschauer Pakttruppen ließ er sich dann mit seiner Frau, der Schriftstellerin Zdena Salivarová, in Toronto nieder, wo er an der Universität als Professor für Literatur unterrichtete. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er den Exilverlag Sixty Eight-Publishers, in dem sie bis 1989 tschechische Literatur herausgaben, die dann in die Tschechoslowakei geschmuggelt und weiter verbreitet wurde. Nach der Wende 1989 besuchte Josef Škvorecký mit seiner Frau mehrmals die Tschechische Republik. Seinen Namen tragen in Tschechien eine Hochschule, ein Gymnasium sowie ein Literaturpreis und er wurde mit mehreren Preisen und Auszeichnungen bedacht. Zum Beispiel wurde ihm gemeinsam mit seiner Frau 1990 die höchste tschechoslowakische Staatsauszeichnung, der Orden des Weißen Löwen, verliehen.

Für den Publizisten Jiří Peňás von der Tageszeitung Lidové noviny ist Josef Škvorecký sein Lieblingsautor, und noch viel mehr:

„Škvorecký war ein außerordentlicher Mensch. Ich habe ihn einige Mal getroffen und weiß, dass er ein sehr netter Herr war. Das, was er sein ganzes Leben lang ausgestrahlt hatte, war Bescheidenheit, Verlässlichkeit und Freundlichkeit. Das waren die Tugenden eines Gentlemans. Ich glaube, dass Škvorecký wirklich ein humanistischer Schriftsteller war, der von christlichen Werten ausging. Škvorecký war nicht nur Schriftsteller, sondern auch ein großer Kenner der angelsächsischen sowie der tschechischen Literatur. Und zudem auch noch ein hervorragender Übersetzer.“

Bücher aus dem Exilverlag Sixty Eight-Publishers
Nicht vergessen darf man die Arbeit Škvoreckýs in seinem Exilverlag. Er ermöglichte damit einigen Generationen Bücher zu lesen, die in der Tschechoslowakei nicht erscheinen durften, darunter auch Werke von Havel oder Kundera. Jiří Peňás:

„Sein Traum war es nicht, Verleger zu sein, aber er hat es als eine Aufgabe für seine Heimat angesehen. Er war auch ein großer Patriot. Die zwanzig Jahre, in denen er Anfangs unter sehr einfachen Bedingungen in seiner Wohnung in Toronto Bücher herausgegeben hat, waren ein wichtiger Dienst an der Heimat.“

Jiří Stránský
Die tschechischen Freunde von Škvorecký erinnern sich an den Autor auch als einen sehr liebenswürdigen Menschen. Der Schriftsteller und ehemalige Präsident des tschechischen PEN-Clubs, Jiří Stránský, zeigte sich vom Tod seines Kollegen tief getroffen:

„Er verkörperte etwas, was ihn das Leben gelernt hatte und was er mit Freude weiter vertieft hat: trotz all dem, was er erleiden musste, bewahrte er eine Großzügigkeit, eine Art Güte und Respekt gegenüber anderen Meinungen. Das sollte irgendwo in Stein gemeißelt werden, damit es die Menschen vor Augen haben und sie so wenigstens etwas von Josef lesen.“