Seltene Arten im Gepäck – Schmuggel am Flughafen
Der Prager Václav-Havel-Flughafen ist wohl das wichtigste tschechische Tor zur Welt. Das bedeutet aber auch, dass gerade dort versucht wird, verbotene Arten nach Tschechien zu schmuggeln. Was finden die Zöllner so alles? Und was geschieht dann damit?
In den zurückliegenden Jahren hat aber noch ein weiterer Trend zugenommen: der Schmuggel von Präparaten der sogenannten traditionellen chinesischen Medizin. Erik Geuss leitet die tschechische Umweltinspektion:
„Diese Medikamente machen bis zu 60 Prozent dessen aus, was die Umweltinspektion beschlagnahmt. Sie enthalten nämlich oft Teile von geschützten Tierarten oder Pflanzen. Das können Salben sein mit Kobragift oder Pulver aus Leoparden-Knochen, aber auch Mittel aus Moschus, das heißt dem Sekret aus den Drüsen des Moschushirsches, oder etwa Bären-Gallensaft.“
Meist handelt es sich selbst in diesen Fällen um einen unbewussten Gesetzesverstoß. Allerdings sind in dem Bereich auch kriminelle Banden aktiv. Šarka Miškovská ist Sprecherin des Zolls am Prager Flughafen:„2014 hatten wir zum Beispiel hier einen Fall, als eine bestimmte Person versucht hat, zwei Tigerskelette nach Asien auszuführen. Aber auch Hörner von Nashörnern oder Elefanten-Stoßzähne haben wir schon beschlagnahmt. In letzter Zeit war es in diesem Bereich aber etwas ruhiger.“
Und lebende Tiere? Da liegt der letzte Fall schon etwas zurück. Zuletzt wurde im Jahr 2016 versucht, mehr als 200 Chamäleons und Geckos aus Madagaskar nach Tschechien zu bringen. Diese waren bei der Ankunft in Prag allerdings schon ziemlich mitgenommen.
Wenn die Zöllner lebende oder tote Tiere und Pflanzen beschlagnahmen, dann kommen diese zuerst ins Lager der Umweltinspektion auf dem Flughafen. Später werden sie dem Umweltministerium in Prag übergeben. Im vergangenen Jahr kamen dadurch rund 6000 lebende und tote Exemplare zusammen. Erstere werden dann meist an Botanische und Zoologische Gärten weitergereicht. Die Zweiten wiederum landen bei unterschiedlichen Institutionen, sagt Ondřej Klouček vom Umweltministerium.„Meist gehen sie an Museen und Forschungseinrichtungen, aber auch an Schulen. Sie dienen im weiteren Sinn also der Umwelterziehung. Manche Präparate für die traditionelle asiatische Medizin werden aber vom Zoll dann vernichtet.“
Der Schmuggel von geschützten Arten kann teuer werden. Bis zu einer halben Million Kronen (knapp 20.000 Euro) sind als Strafe möglich. Und in kriminellen Fällen kann auch Haft verhängt werden, und zwar bis zu acht Jahren.
Grundlage für das Vorgehen gegen Schmuggler bildet das Washingtoner Artenschutzübereinkommen Cites von 1973. Tschechien hat sich dieser internationalen Regelung durch den EU-Beitritt im Jahr 2004 angeschlossen.„Derzeit sind dort rund 5800 Tier- und 30.000 Pflanzenarten in unterschiedlichen Kategorien gelistet. Das Washingtoner Übereinkommen bezieht sich gleichermaßen auf lebende wie tote Exemplare sowie auf unterschiedlichste Produkte, die aus ihnen gefertigt sind. Das können Lebensmittel und Medikamente sein, aber auch Felle oder exotische Souvenirs“, so Ondřej Klouček.
In der Europäischen Union gilt übrigens eine verschärfte Form des Artenschutzübereinkommens. Anstatt drei hat sie vier Schutzgrade.