Seltener Fall durchgesickert: Verliebter Priester kündigt, um zu heiraten

Ein katholischer Priester hat sich verliebt, will heiraten und muss daraufhin alle seine Ämter niederlegen. So etwas bekommt man so gut wie nie zu hören, jedenfalls in Tschechien nicht. Für die katholische Kirche hierzulande ist das Thema ein Tabu. Vorige Woche kam aber doch ein solcher Fall an die Öffentlichkeit.

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Er bitte um Verzeihung, wolle aber Schluss machen, um heiraten zu können. Einen Brief mit diesen Worten hat jüngst der 39jährige Dekan der Kirchengemeinde in Karvina-Frystat, Karel Houdek, bei einem Gottesdienst in der Kirche der Erhöhung des Hl. Kreuzes verlesen lassen. Nach neun Jahren im Kirchendienst entschied sich Houdek, der vor seinem Theologiestudium einen Abschluss als Diplomingenieur gemacht hatte, wegen einer 22jährigen Katechismuslehrerin zum 31. Oktober zu kündigen:

„Auf viele Menschen wirkte es wie ein Blitz aus heiterem Himmel,“

sagte Gemeindemitglied und Christdemokrat Ondrej Brdicko, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Seine Schäfchen durfte der scheidende Priester nicht mehr persönlich informieren. Brdicko weiß mehr:

„Aufgrund einer Absprache mit dem Bischof und anderen Priesterkollegen wurde beschlossen, dass Houdek nicht mehr vor seine Pfarrgemeinde treten solle. Veröffentlicht wurde auch der Grund, warum er die Kirche verlässt sowie der Name der betreffenden Frau.“

Juan Provecho, Leiter der Presseabteilung bei der Tschechischen Bischofskonferenz, sprach diesbezüglich von einem durchaus seltenen Vorfall. Dem widersprach aber der Sprecher der mährisch-schlesischen Diözese Ostrau-Troppau, Pavel Siuda. Dies sei nicht der erste Fall in Tschechien. In den zurückliegenden zehn Jahren hätten mindestens zehn Priester die Kirche verlassen, zitierte die Nachrichtenagentur CTK den Sprecher.

Was aber die Mitglieder der Kirchengemeinde selbst über die Entscheidung ihres Hirten denken, war nicht leicht zu erfahren. Als die Reporterin des Tschechischen Rundfunks einige von ihnen vor der Kirche befragen will, wird sie von einem Priester am Ärmel gezerrt, um den Platz zu verlassen. Dann gelingt es, die Meinung von zwei Frauen zu ergattern:

„Er war perfekt und bereit, alles für die Kirche zu tun. Und auch sehr nett.“

„Er war vor allem ein guter Mensch. Auch viele Männer sehen es so, dass er in dieser Sache gradlinig gehandelt hat.“

Ähnlich sieht es auch der Christdemokrat Ondrej Brdicko. Er geht sogar noch weiter:

„Der Liebe kann man nichts anordnen. Wir alle sind Sünder und so etwas kann schon passieren. Ich persönlich bin der Meinung, dass es der katholischen Kirche gut tun könnte, wenn sie dieselbe Praxis einführen würde wie die Protestanten, kein Zölibat also.“