Sicher im Internet unterwegs – Kurse für Senioren in Tschechien

Fake News, Lügen und Verschwörungstheorien: Die Digitalisierung stellt uns alle vor besondere Herausforderungen. Ältere Menschen haben manchmal besondere Probleme mit dieser „schönen neuen Welt“. In speziellen Kursen können sie den Umgang mit dem Internet erlernen.

Illustrationsfoto: Ron Lach,  Pexels,  CC0 1.0 DEED

Wie Falschinformationen entstehen, wo man eine zuverlässige Quelle findet oder wie man die Echtheit eines Fotos überprüft. Solche Dinge lernen ältere Menschen hierzulande in Kursen, die das Senioren-Bildungswerk Elpida zusammen mit der Organisation Transitions veranstaltet.

„Ich habe mich zum Kurs angemeldet, weil ich viele E-Mails erhalte, an deren Wahrheit ich zweifle. Dabei bekomme ich sie von meinen Freunden und von Menschen, denen ich eigentlich vertraue.“

Illustrationsfoto: SHVETS production,  Pexels,  CC0 1.0 DEED

Das sagt Antonín. Er nimmt an einem Kurs der sogenannten „Universität für das dritte Alter“ im nordböhmischen Louny / Laun teil. Auch Irena besucht die Vorlesungen und sagt, sie erkenne nun zuverlässiger verdächtigte Ketten-E-Mails:

„In ihnen ist immer etwas auffällig – große Buchstaben, Farben, die Bemühung, Emotionen zu wecken. Wir haben auch gelernt, dass man zuerst schauen soll, ob die Meldung einen Autor hat. Zudem wurde uns gezeigt, wie man etwa ein Bild in die Suchfunktion von Google eingibt und ein ähnliches Bild dazu sucht.“

Jaroslav Valůch arbeitet bei der Organisation Transitions, die sich mit Medienkompetenzen beschäftigt. Die Kurse seien nicht nur für Senioren nützlich, betont er:

Jaroslav Valůch | Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

„Sie haben dazu beigetragen, viele Vorurteile gegenüber Senioren zu beseitigen, die auch ich und viele weitere Menschen in meiner Branche haben. Ich meine damit die Vorstellung, dass Senioren einsame Verbreiter von Fakenews per E-Mails seien und ihr Unwesen trieben.“

Der Psychologe und Psychotherapeut Dalibor Špok stimmt dem zu. Seiner Meinung nach gelte nicht automatisch, dass ein älterer Mensch anfälliger sei für Verschwörungen. Er weist allerdings darauf hin, dass bestimmte Umstände dazu beitragen, nicht so genau Wahrheit von Lüge unterscheiden zu können:

„Manche Senioren sind stärker isoliert, sie beteiligen sich weniger am aktiven Leben. Sie haben mehr Zeit, Medien zu verfolgen, wobei ihre Informationskompetenz unter Umständen etwas geringer ist. Das heißt, sie erfassen nicht ganz genau, dass die Medien heute anders funktionieren als in ihren Jugendjahren.“

Nikola Hořejš | Foto: Radko Kubičko,  Tschechischer Rundfunk

Der Psychologe und Analyst des Meinungsforschungsinstituts Stem, Nikola Hořejš, nennt noch einen weiteren wichtigen Faktor, der für Senioren eine Rolle spielt:

„Die Anfälligkeit, jemandem auf den Leim zu gehen, hängt auch von den technologischen Kompetenzen ab. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in der Informationswelt die Orientierung verlieren.“

Aufgrund des großen Interesses wollen Elpida und Transitions im Februar einen weiteren Kurs anbieten. Senioren aus ganz Tschechien können dann daran online teilnehmen.