Sparta Prag gewinnt nach sechs Jahren wieder einen Pokal

Sparta Prag (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Die deutsche Fußball-Bundesliga hat ihre Saison am vergangenen Wochenende erfolgreich beendet. In der ersten tschechischen Liga stehen demgegenüber noch zwei Spieltage aus. Doch in einem Wettbewerb ist der kleine Nachbar dem Land des viermaligen Weltmeisters voraus: Seit Mittwoch kennt man in Tschechien den neuen Pokalsieger des Landes – es ist der Traditionsverein Sparta Prag.

Foto: ČTK / Radek Petrášek

Tradition hin, Tradition her – in den vergangenen Jahren blieb der AC Sparta Prag nicht nur vieles schuldig, er konnte auch seit sechs Jahren keine einzige Trophäe mehr gewinnen. Nun aber ist das Geschichte. Und als die Spieler von Sparta am Mittwochabend in Liberec den Pokal überreicht bekamen, kannte ihr Jubel keine Grenzen. Dabei sah es im Herbst und Winter dieser Saison noch ganz anders aus.

Der zweite Finalist neben Sparta Prag war die Mannschaft von Slovan Liberec. Und wie es das Schicksal wollte, war die erste Begegnung der Rückrunde auch das letzte Spiel des Sparta-Coaches Václav Jílek. Der 44-Jährige war erst vor Saisonbeginn zum Cheftrainer der Hauptstädter beordert worden, doch die Leistungen der Mannschaft entsprachen nicht den Erwartungen der Clubführung und auch nicht der Fans. Nach dem 0:2 von Sparta zum Rückrundenauftakt in Liberec musste Jílek daher seinen Hut nehmen und wurde durch den erfahrenen Václav Kotal ersetzt. Und der 67-Jährige schaffte es tatsächlich, dem Team des Rekordmeisters neues Leben einzuhauchen. Dank einer Siegesserie von sieben Spielen und weiterer Punktgewinne verbesserte sich Sparta vom damals siebten Rang auf Platz drei. Was aber noch wichtiger war: Die Prager bezwangen im Pokalhalbfinale das favorisierte Team von Viktoria Pilsen und konnten seit längerer Zeit wieder einmal von einem Pokalgewinn träumen.

Pavel Hoftych  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Diese Entwicklung war auch dem Trainer von Liberec, Pavel Hoftych, nicht entgangen. Vor dem Endspiel sagte er:

„Trainer Kotal ist es gelungen, sein Team zu stabilisieren. Das Innenverteidiger-Duo Hancko / Štetina spielt sehr aufmerksam, auf eine gute Verteidigung legte Kotal immer großen Wert. Es ist zu sehen, dass er bei den Spielern Autorität genießt. Und der Fußball, den er spielen lässt, ist nicht so anfällig und risikoreich wie der unter seinem Vorgänger. Sparta hat jetzt viel weniger Schwachstellen.“

Es war also großer Respekt, den Hoftych und seine Mannen trotz zweier Siege gegen Sparta in der Hauptrunde nun vor ihrem Gegner hatten. Dennoch wollten auch die Nordböhmen das Finale gewinnen. Vor allem deshalb, weil sie dazu am Mittwochabend noch Heimvorteil hatten.

Jakub Pešek  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Das Endspiel lief dann auch zunächst etwas besser für die Gastgeber, in dem sie in der 50. Minute durch ein Tor von Mittelfeldspieler Jakub Pešek in Führung gingen. Kurz darauf vergab sein Mitspieler Imad Rondič eine Großchance zum vorentscheidenden 2:0. Und so kam es, wie es so oft im Fußball ist: Wenn die eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt, bestraft sie der Gegner. In der 65. Minute besorgte der Schwede David Moberg Karlsson mit seinem von einem Dukla-Verteidiger noch leicht abgefälschten Schuss den Ausgleich. Und acht Minuten später bedankte sich der Gabuner Guélor Kanga für einen Fauxpas des Dukla-Torhüters Ivan Knobloch. Dieser hatte Sparta-Angreifer Benjamin Tetteh nach einer Unachtsamkeit unnötigerweise im Strafraum gefoult, den fälligen Elfmeter verwandelte Kanga zum 2:1-Siegtreffer.

Martin Frýdek  (links). Foto: ČTK / Radek Petrášek

Nach dem Match ärgerten sich die Blauen aus Liberec weniger über die von ihnen leichtfertig vergebene Chance, als über eine Situation aus der ersten Halbzeit. In dieser hatte der Prager Martin Frýdek Gegenspieler Tomáš Malinský mit einem Tritt böse erwischt und bekam Gelb. Für den Torschützen Jakub Pešek war dies eine folgenschwere Fehlentscheidung:

„Ich kann die Bestrafung des Tritts von Frýdek an Malinský nicht nachvollziehen. Er hätte vom Platz gemusst.“

Eine völlig andere Stimmung herrschte nach dem Schlusspfiff natürlich bei den Weinroten aus Prag. Sie feierten ihren Sieg und Pokalgewinn noch auf dem Spielfeld im Beisein ihrer Fans. Trainer Kotal wollte sich da zunächst etwas raushalten, wurde von seinen Schützlingen aber doch noch vereinnahmt. Er sagte:

„Ich kann mich an meine zwei Pokalsiege als Spieler gar nicht mehr erinnern, das ist unendlich lange her. Von daher bin ich froh, dass mich die Jungs daran erinnert haben, wie man einen Titel feiert. Auf der anderen Seite befürchte ich, dass dieser Sieg sehr verpflichtend ist. Ich hoffe aber, dass wir auf einem guten Weg sind. Doch um mehr daraus zu machen, erwartet uns noch viel Arbeit.“

Bořek Dočkal  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Mannschaftskapitän Bořek Dočkal sieht die Zukunft seiner Truppe indes ein wenig optimistischer:

„Diesen Erfolg kann man als den Beginn von etwas Neuem ansehen. Das Team hat gezeigt, dass es ein gewisses Potenzial hat. Aber natürlich braucht es solche Erfolgserlebnisse auch, um mehr Selbstvertrauen zu erlangen und so das nächste Level in der Entwicklung zu erreichen. Die Jungs müssen spüren, dass sie auch schwere Spiele wie ein Finale meistern, ebenso wie die schwierigen Momente in einer Partie, in der man einen Rückstand noch umdrehen kann. Und es muss solche Erfolge auch auskosten und mit den Fans feiern können. Von daher glaube ich, dass dieser Pokalgewinn das Sprungbrett für eine wieder erfolgreichere Zukunft ist.“

Durch den Pokalsieg steht Sparta Prag in der neuen Saison bereits in der dritten Runde der Qualifikation zur Europa League. Unter gewissen Umständen kann daraus sogar noch ein direkter Startplatz in dem zweiten europäischen Wettbewerb werden.

Autor: Lothar Martin
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