„Spaß und Vertrauen in der Zusammenarbeit“ – 25 Jahre Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat große Bedeutung für die grenzüberschreitenden Beziehungen. Wie wichtig er ist, zeigt sich schon daran, dass es ihn immer noch gibt – auch wenn dies zu Anfang gar nicht geplant war. Dieses Jahr feiert er 25 Jahre seines Bestehens. Die größte Party steigt an diesem Samstag, zusammen mit zahlreichen Projektpartnern, in Berlin beim Bürgerfest des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD). Aus diesem Anlass hören Sie ein Interview mit den Geschäftsführern des Zukunftsfonds, Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek. Die Fragen stellte Till Janzer bei einem Besuch in den Büros des Fonds in Prag.

Der Zukunftsfonds nahm im Laufe des Jahres 1998 seine Arbeit auf. Die lag erst einmal vor allem darin, die deutschen Entschädigungszahlungen an die tschechischen NS-Opfer zu koordinieren. In der Folge wurde der Fonds aber immer mehr zu einem Motor grenzüberschreitender Aktivitäten ganz unterschiedlicher Art. Finanziert wird er sowohl vom tschechischen als auch vom deutschen Staat.

Tomáš Jelínek und Petra Ernstberger | Foto: Archiv des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Petra Ernstberger ist von deutscher Seite die Geschäftsführerin des Zukunftsfonds. Zwar glaubt sie, dass es auch ohne ihn grenzüberschreitende Zusammenarbeit gebe. „Aber ich bin mir sicher, nicht in dem Ausmaß“, sagt sie im Interview für Radio Prag International. Ihr tschechischer Kollege Tomáš Jelínek stellt zudem die Frage nach der Qualität einer solchen Zusammenarbeit: „Sie kann brüchig sein oder nur pragmatisch und irgendwie kalt, oder sie kann mit Vertrauen, Spaß und in angenehmer Atmosphäre vonstattengehen.“ Letzteres treffe eben auf Tschechien und Deutschland zu und trage dazu bei, in Krisenzeiten gemeinsam stark zu bleiben, so Jelínek weiter.

Rund 13.000 tschechisch-deutsche Projekte hat der Zukunftsfonds in den vergangenen 25 Jahren gefördert, und das mit insgesamt 75 Millionen Euro. Ein „Leuchtturm der Zusammenarbeit“ sei für sie das Theaterfestival deutscher Sprache, das immer im Herbst in Prag stattfindet, sagt Ernstberger. Jelínek verweist auch auf erst kürzlich entstandene neue Initiativen wie etwa vom Verein Dokrajin, der in Králův Mlýn / Königsmühle im Erzgebirge ein Landart-Festival veranstaltet. Beide Geschäftsführer betonen zugleich, dass die Liste erfolgreicher Projekte enorm lang sei.

Institution mit Vorbildfunktion

In den zweieinhalb Jahrzehnten seines Bestehens hat sich der Zukunftsfonds zu einer Partnerinstitution entwickelt, die so weder Deutschland noch Tschechien mit irgendeinem anderen Staat haben. Ein konkretes Vorbild habe es wohl aber nicht gegeben, vermutet Petra Ernstberger. „Ich würde fast sagen: Inzwischen ist der Zukunftsfonds selbst eine Blaupause.“ Sie verweist auf den neuen Aachener Vertrag zwischen Frankreich und Deutschland von 2020, in den die Bürgernähe aus der tschechisch-deutschen Zusammenarbeit übernommen worden sei. Und Tomáš Jelínek ergänzt, dass der Fonds als Inspiration gedient habe für den Visegrád-Fonds, der die Zusammenarbeit der vier mitteleuropäischen Staaten Tschechien, Polen, Ungarn und Slowakei fördert.

Und so feiert der Zukunftsfonds nun seinen Geburtstag. Das geschieht an diesem Wochenende, also Freitag und Samstag. Denn der Fonds ist dann Gast beim Bürgerfest des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD), bei dem das deutsche Staatsoberhaupt ehrenamtliches Engagement würdigt. Tschechien fungiert in diesem Jahr als Gastland. „Der Sinn der Sache ist auch, der breiteren Öffentlichkeit zu zeigen, wie attraktiv und interessant die deutsch-tschechische Welt ist“, betont Jelínek. Er erinnert daran, dass der Fonds zu seinem 20. Jahrestag ein Straßenfest auf einer Moldaubrücke in Prag veranstaltet hatte. In Berlin aber eine entsprechende Öffentlichkeit zu finden, sei viel schwerer, sagt der Geschäftsführer. Deswegen unterstreicht Tomáš Jelínek, er sei außerordentlichen dankbar dafür, dass der Bundespräsident dem Zukunftsfonds dies mit dem Fest ermögliche.

Kulturzug | Foto: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Petra Ernstberger zählt eine Reihe an Programmpunkten des Bürgerfestes auf. Der Bogen spannt sich von einem Konzert des Barockorchesters Collegium 1704 zusammen mit dem Popmusiker Vojtěch Dyk bis zum Mitkicken bei der Deutsch-Tschechischen Fußballschule.

Tschechisch als Sprache der Begegnung

Was aber könnten die kommenden 25 Jahre für den Zukunftsfonds bedeuten? Ernstberger verweist darauf, dass natürlich erst einmal die finanzielle Sicherung gewährleistet sein müsse. Sie wünsche sich, „dass der Zukunftsfonds weiter in dieser Dynamik bleibt und sich an die Gegebenheiten anpasst, die er nicht beeinflussen kann.“

Und Jelínek hofft auf neuartige Projekte aufgrund von Fortschritten in den tschechisch-deutschen Beziehungen: „Ich hoffe, dass es dann nicht mehr darum geht, wie man Deutsche motiviert, Tschechisch zu lernen. Sondern dass in den Grenzgebieten dann schon Projekte umgesetzt werden, bei denen auch Tschechisch die Sprache der Begegnung ist.“ Ebenso wünscht er sich, dass der gegenseitige Schüleraustausch zu einem festen Bestandteil der Schulbildung in beiden Ländern wird.

Autor: Till Janzer
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