Spendenbereitschaft für Ukraine in Tschechien ungebrochen

Die Menschen in Tschechen leisten nach wie vor finanzielle und materielle Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine und für die Hilfe direkt im Land. Dies zeigt die neuste Erhebung des Tschechischen Rundfunks im Rahmen des Langzeitprojektes „Česko 2022: Život k nezaplacení“ (Tschechien 2022: Unbezahlbares Leben).

Illustrationsfoto: Jan Kordina,  Tschechischer Rundfunk

Die Spendenbereitschaft für die Ukraine und ihre Kriegsflüchtlinge ist in Tschechien weiterhin hoch. An der neusten Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut PAQ Research für den Tschechischen Rundfunk durchgeführt hat, haben etwa 1600 Personen zum Thema Auskunft gegeben. Das Ergebnis besagt, dass ein durchschnittlicher Haushalt hierzulande in der Zeit zwischen März und Mai eine Summe von mehr als 1500 Kronen (60 Euro) gespendet hat.

Die Bereitschaft zu helfen ist bei reicheren wie auch bei ärmeren Menschen hierzulande ähnlich hoch. Laut der Studie spenden die Tschechen etwa 13 Prozent ihres Haushaltsbudgets, das nach Abzug von Miet- und Versorgungskosten übrigbleibt. Einkommensschwache Familien hätten die Ukraine-Hilfe in den vergangenen drei Monaten im Schnitt mit etwa 700 Kronen (28,30 Euro) unterstützt, sagt Eliška Dvořáková von PAQ Research. Und weiter:

„Größere Beträge werden meist von Menschen mit einem höheren Bildungsgrad und einem besserem Einkommen gespendet. Da liegt die Durchschnittssumme bei 3000 Kronen, was 19 Prozent des Haushaltsbudgets entspricht.“

3000 Kronen sind umgerechnet gut 120 Euro. Prozentual gesehen seien zudem Familien mit Kindern und Alleinerziehende besonders spendenfreudig, ergänzt Dvořáková, und dies trotz der schwieriger werdenden Lage angesichts der hohen Inflation.

Klára Šplíchalová | Foto: Tereza Kunderová,  Tschechischer Rundfunk

Mit Blick auf die regionale Verteilung liegt die Bereitschaft, die Ukraine finanziell zu unterstützen, überall ähnlich hoch. Allerdings spenden die Haushalte in Prag am meisten, dort ist jedoch auch das Durchschnittseinkommen relativ gut. Zeitlich gesehen wurde landesweit Anfang März, also unmittelbar nach Kriegsbeginn, am meisten gespendet, und zwar 650 Kronen (26,30 Euro) pro Haushalt. Im Mai lag der Betrag bei 350 Kronen (14,15 Euro).

Mit diesen Zuwendungen zeigen sich die Tschechen hilfsbereiter als im Falle anderer kriegerischer Konflikte oder Flüchtlingsbewegungen auf der Welt. Klára Šplíchalová, die Leiterin des Spenderforums (Fórum dárců), erklärt dies mit der geografischen Nähe zur Ukraine und den täglichen Medienberichten:

„Dies liegt daran, dass die Menschen in Tschechien viel über die Lage in der Ukraine wissen. Und da momentan keine Friedenslösung in Sicht ist, sind sie bereit, langfristig und wiederholt zu spenden.“

So würde die Zahl der Daueraufträge für Spenden-SMS zunehmen, fügt Šplíchalová an. Den Statistiken ihrer Organisation zufolge wurden durch diese Zahlungsmethode etwa nach der Tornadokatastrophe in Südmähren vor einem Jahr während eines Monats insgesamt 31,5 Millionen Kronen (1,3 Millionen Euro) gesammelt. Im Vergleich dazu kamen im März dieses Jahres für die Ukraine- und Flüchtlingshilfe sogar 34,5 Millionen (1,4 Millionen Euro) zusammen.

Ukrainische Flüchtlinge | Foto: René Volfík,  Tschechischer Rundfunk

In seinem Langzeitprojekt „Tschechien 2022: Unbezahlbares Leben“ verfolgt der Tschechische Rundfunk unter anderem auch die Versorgung und das Einleben der ukrainischen Geflüchteten. Im Mai wurde, wie im Vormonat auch, von den Befragten die Integration auf dem hiesigen Arbeitsmarkt mit 62 Prozent am besten bewertet. Zudem gab gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer gegenüber PAQ Research auch diesmal an, mit der Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge zufrieden zu sein. Einen Rückgang von vier Prozent gab es hingegen bei der Bewertung der Integration ukrainischer Kinder in die tschechischen Schulklassen. Daniel Prokop, Gründer von PAQ Research, sieht darin ein gewisses Konfliktpotential:

„Immer mehr Menschen befürchten, dass es diesbezüglich zu Schuljahresbeginn im September Probleme geben könnte. Die Belastung der Schulen ist sehr ungleich verteilt. In einigen Einrichtungen wurden schon Extraklassen gebildet, während andererseits 40 Prozent der Schulen noch kein einziges ukrainisches Kind aufgenommen haben.“

Etwas positiver sehen die Menschen hierzulande zudem die zunehmenden Tschechischkenntnisse der ukrainischen Geflüchteten. 45 Prozent der Befragten äußerten sich im Mai dahingehend zufrieden, das sind zwei Prozentpunkte mehr als noch im April.

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