Staat fördert tschechische Gastfamilien für ukrainische Geflüchtete
Die Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine ist in Tschechien weiterhin groß. Viele Menschen bieten ihnen Zimmer oder private Wohnungen an. Ab dieser Woche werden die Gastfamilien dabei vom Staat finanziell unterstützt.
Personen, die Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich zu Hause oder in einer freien Wohnung privat aufnehmen, bekommen einen finanziellen Zuschuss vom Staat ausgezahlt. Dieser liegt bei 3000 Kronen (123 Euro) pro Person und Monat, maximal aber bei 12.000 Kronen (490 Euro) pro Haushalt und Monat.
Die Zuschüsse waren von der Regierung bereits im März gebilligt worden. Nun, etwa eine Woche später als geplant, beginnt die Auszahlung der ersten Beträge. Diese Aufgabe liegt bei den Arbeitsämtern, die dies neben ihrer üblichen Agenda sowie der humanitären Zuwendungen für Geflüchtete erledigen. Dazu der Minister für Arbeit und Soziales, Marian Jurečka (Christdemokraten):
„Über das IT-System der Arbeitsämter werden weiterhin die üblichen Beihilfen ausgezahlt. Das System bearbeitet normalerweise 600.000 bis 700.000 Leistungen pro Monat. Nun sind weitere 300.000 hinzugekommen. Die Überlastung ist daher extrem.“
Die Anträge auf Wohnzuschüsse werden seit zwei Wochen aufgenommen. Knapp 26.000 Menschen haben bisher eine Unterstützung beantragt. Eva Davidová ist Sprecherin des Sozialministeriums. Sie schließt einen möglichen Missbrauch aus:
„Das System basiert auf einer Kontrolle der Angaben über die Unterkunftsanbieter und -empfänger. Es ist selbstverständlich möglich, eventuelle unberechtigte Anträge aufzudecken. Dies wäre der Fall, wenn der Antragsteller Geld für die Unterbringung von Ukrainern kassieren will, aber die Bedingungen nicht erfüllt.“
Voraussetzung für die staatliche Unterstützung ist eine Unterbringung für mindestens 16 Tage in dem jeweiligen Monat. Diese muss den Flüchtlingen kostenlos gewährt werden. Die ukrainischen Bewohner müssen über Raum zum Ausruhen, zum Kochen, zur Körperpflege sowie über einen Zugang zu Toilette und Trinkwasser verfügen.
Laut Sozialminister Jurečka plant die Regierung schon jetzt Änderungen bei der Unterstützung. So soll künftig berücksichtigt werden, ob den Flüchtlingen ein Zimmer in einer eigens bewohnten Wohnung oder aber eine gesamte freie Wohnung zur Verfügung steht. Auch die Kostenübernahme für die Instandsetzung und Ausstattung einer unbewohnten Wohnung sollen in Betracht gezogen werden.
Eine kürzlich durchgeführte Analyse hat ergeben, dass bei einer Erhöhung des Zuschusses auf 4000 Kronen (164 Euro) pro Person die Bereitschaft von Eigentümern steigt, ihre Immobilien zur Verfügung zu stellen. Dann könnten bis zu 50.000 weitere Wohnungen vermietet werden. Nach Ansicht von Experten sollte die staatliche Unterstützung aber nur für einen begrenzten Zeitraum gewährt werden. Nach ein paar Monaten, wenn die ukrainischen Geflüchteten eine Beschäftigung finden und Miete zahlen können, sollte sie demnach reduziert werden.
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