Studie: Nur ein Viertel der ukrainischen Kinder hierzulande spricht Tschechisch

Die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Flüchtlingskinder hierzulande besucht tschechische Grundschulen. Viele von ihnen haben aber immer noch Probleme, sich auf Tschechisch zu verständigen.

Ukrainische Schüler | Foto: Jitka Englová,  Tschechischer Rundfunk

Die meisten hiesigen ukrainischen Flüchtlingskinder im Grundschulalter gehen mittlerweile auf eine Schule. 90 Prozent von ihnen besuchen derzeit den Unterricht, vor den Sommerferien war es nur etwa die Hälfte. Dies geht aus der jüngsten Umfrage von PAQ Research hervor. Sie wurde zwischen November und Dezember bei 1000 Flüchtlingsfamilien mit Kindern zwischen 3 und 17 Jahren durchgeführt.

Aber nur 70 Prozent der jüngeren ukrainischen Kinder sind in Kindergärten oder Kindergruppen untergekommen. Der Grund sind Kapazitätsprobleme, vor allem in den Großstädten fehlten Kindergartenplätze schon lange vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Martina Kavanová ist eine der Autorinnen der Studie von PAQ Research. Sie fordert vom Staat, die Zahl der Kindergartenplätze zu erhöhen.

„Die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten sind Mütter mit Kindern. Auch die Erwachsenen sind durch den Mangel an Plätzen daran gehindert, Arbeit zu finden und sich zu integrieren.“

Von den ukrainischen Jugendlichen besucht knapp die Hälfte eine weiterführende Schule hierzulande. Die meisten anderen nehmen am Online-Unterricht ukrainischer Schulen teil.

Als ernstes Problem erweisen sich die Sprachkenntnisse. Laut der Umfrage ist nur weniger als ein Viertel der ukrainischen Kinder im Schulalter imstande, auf Tschechisch zu kommunizieren. Und 45 Prozent von ihnen sprechen fast gar kein Tschechisch. Trotzdem hat sich dies im Vergleich zum Ende des vergangenen Schuljahrs verbessert. Bei der gleichen Umfrage im Juni gaben nur acht Prozent von ihnen an, sich auf Tschechisch verständigen zu können.

Laut der Untersuchung ist allerdings die Intensität des Tschechisch-Unterrichts in den Schulen in den letzten sechs Monaten zurückgegangen. Martina Kavanová:

„Der intensive Unterricht in der Schule ist sehr wichtig. Die Experten haben schon im März betont, dass mindestens zwei Stunden pro Tag erforderlich seien. Das hat sich jetzt bestätigt: Die meisten Kinder haben nur eine Stunde Tschechisch täglich. Der Beitrag dieser einen Stunde zu ihren Tschechisch-Kenntnissen ist nicht sonderlich groß.“

Foto: Tschechisches Zentrum Kiew

An den Schulen hierzulande werden in knapp zwei Wochen die Zeugnisse vergeben. Auch ukrainische Schüler sollen für ihre Leistungen beurteilt werden. Dies geschieht anhand einer eigenen Methodik, die das Bildungsministerium im Dezember aktualisiert hat. Wie der Leiter der Grundschule Řezníčkova in Olomouc / Olmütz, Miloslav Palát, sagt, sind dabei die Präsenz und der Einsatz der Kinder im Unterricht entscheidend:

„In jenen Schulfächern, in denen sie wenig verstehen und die Tests nicht bestehen können, werden sie nicht beurteilt. Und in jenen, in denen sie zumindest teilweise am Unterricht teilnehmen können, wollen wir die Noten zwei und drei, höchstens eine Vier geben. Die Fünf in keinem Fall, wir wollen die Kinder nicht demotivieren.“

Die 15-jährige Nika aus der neunten Klasse der genannten Grundschule in Olmütz spricht ziemlich perfekt die Sprache ihres Gastlandes: Sie wolle Tschechisch sprechen, verstehe aber nicht alles. Dennoch bemühe sie sich. In Tschechisch bekomme sie eine Zwei oder Drei, in Mathematik eine Zwei und in Englisch leider eine Drei. Sie wolle sich weiter bilden und grafische Designerin werden, sagte Nika in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

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