Südböhmischer Landkreis lehnt weitere Atomreaktorblöcke ab
Die Vertreter des Südböhmischen Landkreises wollen es dem tschechischen Industrie- und Handelsminister Milan Urban nicht leicht machen. Dessen Vorhaben, zwei weitere Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Temelín zu errichten, wurde von der Landkreisführung am vergangenen Dienstag eindeutig abgelehnt. Martina Schneibergova berichtet.
Nicht nur die Pläne für die Erweiterung des Atomkraftwerks Temelín um zwei weitere Reaktorblöcke wurden von der Landkreisregierung abgelehnt, sondern auch das Vorhaben, ein Endlager für Atommüll auf dem Gebiet Südböhmens zu errichten. Die Landkreisvertreter forderten das Kabinett auf, sämtliche Aktivitäten zu stoppen, die mit der Verwirklichung dieser Pläne zusammenhängen. Dem Standpunkt des Landkreises, der faktisch eine Empfehlung darstellt, wird so viel Gewicht beigemessen, wie ihm das Kabinett und die zuständigen Behörden werden beimessen wollen, meinte der Landkreishauptmann Jan Zahradník.
Ist es möglich, dass der Industrieminister weitere Atomblöcke durchsetzen wird, ohne Rücksicht auf die Meinung der Landkreisbewohner? Danach fragte ich Vojtech Kotecký von der Umweltbewegung Duha:
"...Erstens kann die Regierung ein Energiewirtschaftskonzept ohne Rücksicht auf die Meinung der Landkreise, die es betrifft, akzeptieren. Der Industrieminister hat die Meinung der Gemeinden bislang fast ignoriert. Zweitens betonte der Minister, dass es im Voraus nicht klar ist, ob die Reaktorblöcke wirklich in Temelín errichtet werden sollen. Es gibt hier aber eigentlich keine andere Möglichkeit, bis auf die Pläne, ein neues Atomkraftwerk in Nordmähren zu errichten. Dort wird dieses Vorhaben jedoch auch abgelehnt. Ich meine, dass der Industrieminister erklären wird, er habe vor, nicht zwei neue Reaktorblöcke in T e m e l í n, sondern einfach zwei neue Reaktorblöcke zu errichten. Punkt."
Für die Umweltfreunde von der Bewegung Duha kam die Entscheidung des Landkreises nicht überraschend, denn wenn man die Resultate der Volksbefragungen zum Thema Atommüllendlager in den einzelnen Gemeinden betrachtet, so sagte die große Mehrheit der Einwohner ein klares Nein zu diesen Plänen. Der Landkreis Südböhmen war nach Pilsen bereits der zweite Landkreis, der sich gegen die Errichtung eines Endlagers für Atommüll aussprach. Inzwischen schloss sich ihnen auch der Landkreis von Ústí nad Labem (Aussig) an. Nach der möglichen Reaktion der Verwaltungsbehörde für die Atommülllager fragte ich Vojtech Kotecký:
"Die Verwaltung reagiert vorläufig darauf, dass sich die Gemeinden gegen ihre Projekte stellten. Es scheint jedoch, dass sie bislang keine Strategie ausgearbeitet hat, wie sie auf diesen Widerstand, mit dem sie höchstwahrscheinlich nicht rechnete, reagieren wird."