„Světlo! – Licht!“ – Robert Wilson und Josef Svoboda im Museum Kampa
Josef Svoboda und Robert Wilson. Diese beiden Bühnenbildner sind alles andere als gewöhnliche Vertreter ihrer Zunft. Der 69-jährige US-Amerikaner Wilson hat im Prager Nationaltheater schon in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt, zurzeit ist Karel Čapeks „Die Sache Makropulos“ in der Regie und mit einem Bühnenbild von Wilson zu sehen. Josef Svoboda, der im Jahr 2002 im Alter von 82 Jahren verstarb, gilt als derjenige unter den Bühnenbildnern, der aus dem Licht als bloßes Beleuchtungsmittel im Theater ein gezieltes Gestaltungselement gemacht hat. Im Prager Museum Kampa gibt nun eine Ausstellung einen Überblick über das Werk der beiden Lichtkünstler.
Um diese besondere Rolle des Lichts in der Ausstellung zu illustrieren, habe er für jeden der beiden Künstler drei verschiedene typische Darstellungsformen gewählt, sagt Dvořák im Gespräch mit Radio Prag:
„Für Wilson sind das die Lichtobjekte, die durch den Raum zu fliegen scheinen, wobei man nicht erkennt, wie das technisch gemacht ist. Meistens handelt es sich um quadratische oder geometrische Formen. Das zweite ist der so genannte ‚Low-Contrast’, das bedeutet, dass der Hintergrund hell erleuchtet ist und die Objekte, die davor stehen, ebenso beleuchtet sind. Das Licht hat dadurch eine ähnliche Intensität und erzeugt so eine seltsame Atmosphäre wie in einem Aquarium oder einem Raum voller Nebel. Und das dritte Prinzip sind die farbigen Lichtpunkte: Das sind ganz kleine Details, zum Beispiel eine Hand oder ein Glas auf dem Tisch, die durch eine Farbänderung plötzlich die gesamte Situation auf der Bühne ändern. Das ist ein Beispiel dafür, wie man mit kleinen Lichtdetails innerhalb eines Augenblicks die ganze Psychologie einer Inszenierung ändern kann.“
Besonders typisch für Josef Svoboda sei das so genannte Kontralicht, damit sei er nahezu weltweit berühmt geworden, erklärt Ausstellungskurator Daniel Dvořák:„Dieser Effekt wird auch ‚Kontra-Rampen’ oder einfach ‚Svoboda’ genannt. Damals, als er das Ende der Vierziger-, Anfang der Fünfzigerjahre entwickelt hat, war es eine Revolution. Damit kann man auf der Bühne einen Lichtvorhang aufbauen. Das zweite Prinzip oder die zweite Erfindung von Josef Svoboda ist der so genannte ‚Polyécran’. Das ist ein atomisierendes Licht, das auf dem Prinzip eines Mosaiks beruht. Als dritte für Svoboda typische Arbeitsweise habe ich den Einsatz von Spiegeln, die Arbeit mit Lichtreflexionen ausgewählt. Das sind aber nicht nur normale Spiegel, wie wir sie zum Beispiel im Badezimmer haben, sondern halbdurchsichtige Spiegel, die entweder das reflektieren, was vorne beleuchtet ist, oder das, was dahinter beleuchtet ist. Damit kann man eine Reihe von magischen Spielen machen.“
Anhand dieser sechs Prinzipien wolle er den Ausstellungsbesuchern die Arbeitsweise von Josef Svoboda und Robert Wilson möglichst anschaulich nahebringen und den geradezu revolutionären Beitrag der beiden Künstler zur Weiterentwicklung der Lichttechnik im Theater in den Vordergrund rücken, sagt Kurator Dvořák.Auch Robert Wilson unterstrich anlässlich der Eröffnung der Ausstellung die große Bedeutung von Josef Svoboda für das moderne Theater.
„Vor Kurzem habe ich hier in Prag einen Vortrag gehalten. Danach hat mich eine junge Frau angesprochen und mir erzählt, dass sie Theaterdesign studiert. Ich habe ihr gesagt: Studieren Sie doch nicht Theaterdesign. Diese Ausbildung ist schrecklich. Studieren Sie doch lieber Architektur! Ich denke, das war gerade das Großartige an Josef Svoboda: Er war ein hervorragender Bühnenarchitekt. Svoboda hat keine Dekorationen entworfen, sondern aus der Bühne einen architektonischen Raum gemacht.“ Vieles davon habe er für seine Arbeit übernommen, so der Architekt, Bühnenbildner und Regisseur Robert Wilson, manches mache er wiederum ganz anders. Aber es gebe eine ganz starke Gemeinsamkeit:„Wir sind beide vom Licht fasziniert. Wenn ich an einer Inszenierung oder einem Bühnenbild arbeite, dann beginne ich immer mit dem Licht. Ohne Licht gibt es keinen Raum. Es ist das Licht, das den Raum macht. Es ist das Licht, das uns dabei hilft, besser zu hören, zu sehen und zu riechen. Und ich denke, im Werk von uns beiden ist es gerade das Licht, das wie ein Schauspieler wirkt; es ist ein aktiver Teilnehmer am ganzen Stück. Ich mache mir nicht erst zwei Wochen vor der Premiere oder der Vernissage Gedanken über das Licht, sondern von Anfang an. Das Licht ist Teil der gesamten Struktur, der Architektur des Werkes.“
Die Ausstellung „Světlo! Lights!“ ist noch bis Anfang Februar im Museum Kampa auf der Prager Kleinseite zu sehen. Nähere Informationen dazu finden Sie auf den Internetseiten des Museums: www.museumkampa.com/en