Symbolträchtiger Festakt nach der Hochwasser-Hilfe

Neun Monate sind seit dem verheerenden Hochwasser vergangen, das weite Teile Prags und anderer tschechischer Orte überflutet hat. Bei der Behebung der millionenteuren Schäden griff die Europäische Union der Tschechischen Republik kräftig unter die Arme. Mit einem Festakt bedankte sich jetzt die Stadt Prag bei der EU. Es berichtet Kilian Kirchgeßner.

Hochwasser in Tschechien - Prag
Schon der Ort der Veranstaltung war symbolisch gewählt: Im Prager Wasserwerk Podoli kamen alle diejenigen zusammen, die gegen die Überflutungsschäden gekämpft hatten - vom tschechischen Umweltminister Libor Ambrozek bis hin zum EU-Botschafter Ramiro Cibrian. Gemeinsam zogen die Honoratioren Bilanz. Und die liest sich wahrhaft beeindruckend: Fast eine Milliarde Kronen, umgerechnet mehr als 32 Millionen Euro, sind als Soforthilfe schnell und unbürokratisch aus Brüssel überwiesen worden. Das Geld stammt aus dem Infrastruktur-Fonds ISPA der EU und wurde in Tschechien zur Hälfte für die Restaurierung der Verkehrswege verwendet. Die zweite Hälfte kam der Schadensbehebung an der sonstigen Infrastruktur zu Gute - immerhin 16 Millionen Euro.

Einen Großteil dieses Betrags sicherte sich Prag: 55 Prozent der EU-Gelder flossen in die tschechische Hauptstadt, die unter dem Hochwasser besonders stark gelitten hatte. Mit den Mitteln der Union wurde vor allem das Kanalsystem überprüft und an den vielen schadhaften Stellen repariert. Mit 85 Prozent übernahm die EU den Löwenanteil der dadurch entstandenen Kosten.

Die Dankeschön-Feier im Prager Wasserwerk hatte über ihren eigentlichen Zweck hinaus eine tiefe symbolische Bedeutung. Wie da die Vertreter der tschechischen Politik und der Europäischen Union in der Woche des Beitritts-Referendums einträchtig beieinander standen und plauderten, da drängte sich die Frage nach einem Mehr an Zusammenarbeit in der erweiterten EU geradezu auf. Der EU-Botschafter in Tschechien, Ramiro Cibrian, sagte im Gespräch mit Radio Prag:

"Die Zusammenarbeit zwischen der Tschechischen Republik und den Institutionen der EU ist schon jetzt ausgezeichnet. Ich bin überzeugt davon, dass sie sich aber nach einem Beitritt Tschechiens zur EU noch weiter verbessern wird."

Ähnlich positiv äußerte sich auch Tschechiens Umweltminister Libor Ambrozek gegenüber Radio Prag:

"Die Erfahrungen, die wir bis jetzt mit der Europäischen Union und ihren Fonds gemacht haben, zeigen ganz deutlich, dass wir uns mit den grundlegenden Mechanismen schon auskennen. Wir haben im Umgang mit der europäischen Familie viel gelernt und viele persönliche Kontakte geknüpft, so dass jetzt nicht mehr viel fehlt, bis wir auch selbst beitreten können. Es kommt mir so vor, als wären wir schon jetzt Teil des europäischen Raumes, und es wird sicher überhaupt kein großes Problem werden."

Dass das Geld der EU in Prag gut verwendet worden ist, darin hat Ramiro Cibrian nicht den geringsten Zweifel: Jeden Tag habe er sich in der Hochwasser-Zeit von der Notwendigkeit der Maßnahmen überzeugt und sei jetzt sehr positiv überrascht, wie zügig und wie gründlich die Restaurierungen über die Bühne gegangen seien.