Tief drin im Böhmerwald: Radsport unter den Auerhähnen

Böhmerwald (Foto: Autorin)

Es ist ein idealer Spaziergang. Durch eine vom Menschen fast unberührte Natur geht es entlang eines gurgelnden Bachs. Beide Seiten des Asphaltweges sind von Wäldern umsäumt: Ein Spaziergang von Modrava / Mader durch den Nationalpark Böhmerwald zum Ort Březník, zu Deutsch „Pürstling“.

Böhmerwald  (Foto: Autorin)
Es ist ein idealer Spaziergang. Durch eine vom Menschen fast unberührte Natur geht es entlang eines gurgelnden Bachs. Beide Seiten des Asphaltweges sind von Wäldern umsäumt: Ein Spaziergang von Modrava / Mader durch den Nationalpark Böhmerwald zum Ort Březník, zu Deutsch „Pürstling“. Von dort aus sieht man schon den Berg „Lusen“ auf bayerischer Seite. Ende April ist die Wanderung noch angenehmer – habe ich zumindest gedacht. Denn auch wenn es damals ein sonniges Wochenende war, begegnete ich dort nur selten einem Passanten. Still war es, wie es übrigens zu der Zeit auch sein soll. Denn im Nationalpark herrschte noch die Winterzeit, in der die geschützten Auerhähne nicht gestört werden dürfen. Vor mir spazierte nur eine Familie mit einem kleinen Hund, und auch der traute sich fast nicht zu bellen, um die Natur nicht aus dem Schlaf zu wecken. Aber dann hörte ich hinter mir plötzlich Stimmen, die immer lauter wurden: „Beweg dich, diesmal geht´s schneller.“ Und plötzlich das Quietschen der Reifen. Dem Hund und seinem Herrchen gelang es gerade noch, sich vor den rasenden Radfahrern zu retten. „Die Idioten spazieren hier wie auf der Promenade“, hörte ich sie im Vorbeifahren rufen. Drei Radsportler überholten uns „lästige Wanderer“. Wir marschierten bescheiden ganz am Rande des Weges – für den Fall, dass noch ein Peloton von Radprofis vorbeisausen sollte.

In Pürstling begegneten wir den Radlern erneut. Dort versuchten sie, ihr Können nicht mehr auf dem Asphalt, sondern im Terrain unter den Bäumen unter Beweis zu stellen. Es war wahrscheinlich eine Adrenalin-Disziplin, denn in Pürstling geht es durch ein Moorebiet. Schilder mit der Warnung, es handle sich um die „am stärksten geschützte Zone des Parks“, konnten die kühnen Radsportler nicht aus der Ruhe bringen. Die Auerhähne wurden inzwischen bestimmt auch geweckt, denn das Geschrei der Sporttreibenden war mehr als laut. Man konnte noch heraus hören, sie würden sich gleich weiter in Richtung Mittagsberg begeben. Diese Information habe ich mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, so würde ich sie wenigstens auf dem Rückweg loswerden. Mir kam die Überlegung, ob es sich nicht lohnen würde, anstelle von Radwegen ein Stadion für die Radsportdisziplinen zu bauen. Dort könnten diese nicht ausgetobten Radsportler ihre Runden fahren. Und vor allem: Sie könnten sagen, sie seien im Böhmerwald gewesen. Denn der Böhmerwald ist heutzutage „in“. Auf die Natur kommt es doch nicht an.