Todesursache Covid-19: Erste Statistiken vorgelegt

Foto: ČTK / Dalibor Glück

Das tschechische Gesundheitsministerium hat erste Zahlen vorgelegt, wie viele Corona-Infizierte bisher unmittelbar an der Krankheit Covid-19 gestorben sind. Zudem steigt die Zahl der Patienten im Land, die nicht in Verbindung mit dem Coronavirus sterben.

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)

In Tschechien sind seit Ausbruch der Pandemie bisher über 7600 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Diese Zahl wird täglich vom hiesigen Gesundheitsministerium aktualisiert und veröffentlicht. Nun gibt es zudem eine erste Statistik über die genauen Todesursachen. Diese Zahlen, die Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) am Mittwoch vorgestellt hat, werten das erste Halbjahr 2020 aus.

Demnach wurde bei 27 Prozent der Menschen, die zum Zeitpunkt ihres Todes Corona-positiv waren, die Krankheit Covid-19 als die eigentliche Todesursache bestimmt. Bei 64 Prozent kamen zu Covid-19 weitere schwere Erkrankungen hinzu. Das war in den meisten Fällen die ischämische Herzkrankheit, außerdem Diabetes, chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumore. Das Durchschnittsalter der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben sind, lag bei knapp 80 Jahren.

Foto: Martin Pařízek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Für das zweite Halbjahr 2020 wird ein markanter Anstieg der allgemeinen Sterblichkeit im Land erwartet. Im Oktober gab es nämlich etwa 1000 Todesfälle mehr, als nach dem statistischen Durchschnitt üblich. Diese stünden aber nicht im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, sondern mit der übermäßigen Belastung des tschechischen Gesundheitssystems, sagte Blatný:

„Das ist eine sehr wichtige Zahl. Sie weist darauf hin, was für die Bewertung der Pandemie und ihrer Auswirkungen insgesamt eine Rolle spielt. Wir müssen sicherstellen, dass in unserem Gesundheitssystem alle Menschen versorgt werden können.“

Jaroslav Štěrba

Das war in den vergangenen Wochen nicht der Fall. Am 26. Oktober hatte das Gesundheitsministerium allen Krankenhäusern im Land angeordnet, aufschiebbare Behandlungen einzustellen. So wurden alle verfügbaren Kapazitäten für die Verpflegung von Covid-19-Patienten reserviert. Erst seit dieser Woche führen die Kliniken wieder geplante Operationen durch und nehmen Patienten aller Bereiche auf. Jaroslav Štěrba ist der Direktor des Unikrankenhauses in Brno / Brünn:

„Das Personal ist an den Grenzen seiner Kräfte. Wir sind uns der Risiken bewusst, die ein Aufschub anderer Behandlungen bedeutet. Darum wurde unsere Bettenabteilung innerhalb von 24 Stunden desinfiziert und umorganisiert. Die Covid-Station ist wieder in die ursprüngliche Abteilung umgewandelt worden. Der Normalbetrieb läuft mit hoher Geschwindigkeit an.“

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Für das zweite Halbjahr 2020 werden die Todesfälle, die Covid-19 zur Ursache haben, einen deutlich höheren Anteil in der Statistik einnehmen. Die Zahl der Pandemieopfer überstieg Anfang Oktober den Wert von 1000. Bis heute liegt sie fast um das Siebenfache höher. Bei der genauen Todesursache bleibe der Trend aus dem ersten Halbjahr aber gleich, so der Gesundheitsminister:

„Die bisher zur Verfügung stehenden Daten aus der zweiten Welle sind denen der ersten Welle sehr ähnlich. Sieben Prozent der Todesfälle stehen in keinem Zusammenhang mit dem Coronavirus. 36 Prozent der Corona-Patienten sind mit größter Wahrscheinlichkeit an Covid-19 gestorben.“

Blatnýs Prognose lautet:

„Bei einer positiven Weiterentwicklung, wie sie die aktuelle Verlangsamung der Epidemie darstellt, erwarten wir für das Jahr 2020 insgesamt 9000 bis 10.000 Sterbefälle von Patienten, die Corona-positiv waren.“

Foto: Matěj Skalický,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Vor allem beim Zusammenkommen mehrerer schwerer Krankheiten ließe sich die genaue Todesursache nur schwer bestimmen, gibt Blatný noch zu bedenken. Gemeinsam mit dem Institut für Gesundheitsinformationen und Statistik wertet sein Ministerium die Angaben der einzelnen Krankenhäuser noch detailliert aus. Die vollständigen Statistiken für 2020 sollen zu Beginn des kommenden Jahres vorliegen.