Transformation der Medien in Tschechien und Deutschland

In einer Demokratie spielen die Medien eine zentrale Rolle. Als sogenannte 'vierte Gewalt' sollen sie die Bürger informieren und pluralistische Meinugen vertreten. Dass Medien verschiedener, auch politischer, Meinung sind - das war nicht immer so. Pressefreiheit, so wie wir sie heute kennen, war im gesamten Ostblock erst nach dem Ende des Sozialismus möglich. Mit diesem Thema, der Transformation der Medien, am Beispiel Ost-Deutschlands und Tschechiens, beschäftigten sich tschechische und deutsche Studenten in Prag.

"Nach wie vor ist es schwierig, die Medien in den Transformationsprozess einzuordnen",

sagt Seminarleiter und Redakteur bei NDR-Info Jürgen Webermann. Gemeinsam mit Bara Prochazkova, Chefreporterin bei der Tageszeitung Prazsky denik, organisierte er das Seminar für die 18 Studenten aus Deutschland und Tschechien. Wie sah der Weg vom sozialistischen zum demokratischen System aus? Mithilfe von Diskussionen, Vorträgen und Exkursionen sollte versucht werden, die Rolle der Medien in eben diesem Transformationsprozess der DDR und CSSR einzuordnen. Die Idee des Seminars erläutert Jürgen Webermann so:

"Der Hintergrund ist, dass wir denken, dass beide Gruppen voneinander lernen können, sowohl die Tschechen als auch die Deutschen. Für Tschechen beispielsweise ist es ungewöhnlich, Referate zu halten und danach darüber zu diskutieren, wie es in deutschen Seminarräumen normal ist. Für die Deutschen ist es spannend, einmal in einer Stadt wie Prag das Mediensystem zu erforschen und auch mal hinter die Kulissen zu schauen. Ich denke, viele werden sich gewundert haben, wie gut hier Medien ausgerüstet sind. Für sie war es sicher ein 'Aha-Erlebnis'."

Zahlreiche Treffen mit in Prag und Pilsen ansässigen Journalisten aus Print, Fernsehen und Hörfunk, ermöglichten es den Teilnehmern, Fragen direkt an die Medienakteure zu stellen. Gefördert wurde das Seminar von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Prag, dem tschechisch-deutschen Zukunftsfonds und der Universitaet Hamburg. Das Programm sah vor, mit verschiedenen in Tschechien ansässigen Journalisten ins Gespräch zu kommen. ARD-Korrespondent Peter Hornung über seine Beobachtungen in der tschechischen Medienlandschaft:

"Es gibt hier einen Mangel an politischer Debattenkultur, was sich auch in den Medien spiegelt. Es gibt in Deutschland immer wieder politische Debatten, die sich durch alle Medien ziehen und in allen Facetten beleuchtet werden. Solche Debatten gibt es hier nicht. Hier gibt es nur Scheindebatten, aber die tatsächlichen Probleme werden nicht diskutiert. Die werden weder im Politischen, noch in den Medien besprochen. Das ist ein großer Unterschied."

Trotzdem konnten sich auch in Tschechien seit 1989 eine Vielzahl unabhängiger Medien entwickeln, ebenso wie ein duales Rundfunksystem, also das Nebeneinander von privaten und öffentlich-rechtlichen Anstalten. Bei der Frage, inwiefern die Medien ein Motor oder ein Objekt der Transformation waren, schieden sich jedoch die Geister der Referenten und Teilnehmer. Einigkeit herrschte darüber, dass das wichtigste Ergebnis der Transformation die Pressefreiheit an sich ist. Meinungen können und sollen unterschiedlich sein und öffentlich geäußert werden dürfen.

Mehr zu dieser Diskussion und dem Vergleich der "neuen" Mediensysteme in Ost-Deutschland und Tschechien, erfahren Sie bei uns am Freitag im "Spiegel der Medien".