Tschechen zweifeln am generellen Rauchverbot
Laut einer Umfrage plädiert eine Mehrheit der Bürger für eine schwächere Handhabung, Fachleute sind jedoch dagegen.
Als die neuen Regeln in Kraft traten, stand eine Mehrheit der Tschechen dahinter. Mitte Dezember hat das Meinungsforschungsinstitut Median im Auftrag des Tschechischen Rundfunks eine weitere repräsentative Umfrage zu dem Thema durchgeführt. Das Ergebnis: 58 Prozent der Befragten wären dafür, das Rauchverbot zu lockern. Der Soziologe Daniel Prokop von Median hat die Umfrage ausgewertet:
„In den Erhebungen vor einem Jahr wurde gefragt, ob man für die Einführung des absoluten Rauchverbots sei. Damals wurde aber nicht die Möglichkeit gegeben, sich auch für eine weichere Variante des Rauchverbots auszusprechen. Das haben wir nun getan. Auch heute will nur eine kleine Minderheit, dass das Verbot komplett abgeschafft wird. Doch ein guter Teil neigt zur Variante, dass zum Beispiel für kleine Kneipen eine Ausnahme bestehen sollte.“
Tatsächlich haben Gegner des Rauchverbots im Herbst etwa 23.000 Unterschriften gesammelt. Sie wollten erwirken, dass das Gesetz gekippt wird. Anfang Dezember befasste sich der Senat mit den entsprechenden Forderungen. Doch die obere tschechische Parlamentskammer stimmte gegen Änderungen. Die Senatoren waren ebenso gegen jegliche Aufweichung des Rauchverbots.Das ist auch die Position des Gesundheitsministeriums. Der neue Chef im Amt, Adam Vojtěch von der Partei Ano, befürwortet wie sein sozialdemokratischer Vorgänger die harte Linie:
„Man muss sich klarmachen: In Tschechien werden jährlich rund 30 Milliarden Kronen (1,18 Milliarden Euro, Anm. d. Red.) ausgegeben, um durch das Rauchen hervorgerufene Krankheiten zu behandeln. Da geht es um Infarkte und Krebserkrankungen. 15.000 Menschen etwa sterben hierzulande im Jahr an den Folgen des Rauchens. Ich kann keine Änderungen unterstützen und bin eher für eine längere Frist, um die Wirkung des Rauchverbots zu beurteilen.“
Viele tschechische Ärzte stimmen in dieser Sache mit dem Gesundheitsminister überein. Eva Králíková behandelt an der Prager Uniklinik vor allem Menschen, die nikotinsüchtig sind. Sie beobachtet schon jetzt Erfolge durch das Rauchverbot.„Den vorläufigen Zahlen nach wurden 10 bis 13 Prozent weniger Menschen wegen akuten koronaren Herzerkrankungen bei uns eingeliefert. Das entspricht dem, was wir aus anderen Ländern kennen. Im Ausland sind nach der Einführung von Rauchverboten die akuten koronaren Herzerkrankungen bei Menschen bis 60 Jahre um 10 bis 15 Prozent gesunken – und das vor allem bei Nichtrauchern“, so die Medizinerin.
Doch einige Kneipenbesitzer klagen über einen Gästeschwund und führen das auf das Rauchverbot zurück. Sie haben auch Unterstützung in der Politik. So sagt zum Beispiel die bürgerdemokratische Senatorin Daniela Filipiová:
„Mein Gott, warum kann man denn nicht Raucherbereiche in Gaststätten erlauben. Das nicht zu tun, ist eine Entwürdigung von 2,5 Millionen Menschen dieses Landes.“So hoch liegt nämlich die Zahl der Raucher in Tschechien, wobei die Gruppe von 15 bis 24 Jahren am stärksten vertreten ist. Das Rauchverbot soll insbesondere Jugendlichen den Zugang zur Zigarette erschweren.