Tschechien kehrt zur vierten Corona-Risikostufe zurück
Ab Freitag wird in Tschechien wieder eine höhere, nämlich die vierte Corona-Risikostufe gelten. Damit einher gehen verschärfte Schutzmaßnahmen. Die Regierung reagiert so auf die langsam, aber anhaltend steigenden Infektionszahlen. Von den erneuten Restriktionen werden aber die Geschäfte ausgenommen.
Eine Überraschung war es nicht, was der tschechische Premier Andrej Babiš (Partei Ano) am Montagnachmittag zu verkünden hatte. Der Corona-Risikoindex, den das Gesundheitsministerium täglich neu errechnet, liegt schon seit einer Woche in der vierten Stufe des Epidemie-Modells PES. Die derzeit im Land herrschende dritte Stufe wird nun also am Freitag angepasst, und damit werden einige Lockerungen vom 3. Dezember wieder aufgehoben. Die Entscheidung habe das Kabinett einstimmig gefällt, sagte Babiš auf der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung:
„Das tut uns sehr leid. Aber die Ansteckungszahlen steigen erneut unter den Senioren an. Bei diesem Trend würden wir zum Ende des Monats wieder täglich bis zu 10.000 Neu-Infizierte riskieren. Das will niemand von uns.“
Babiš fügte hinzu, dass die Reproduktionszahl aktuell bei 1,2 liege. Der Übergang zur vierten Risikostufe bedeutet, dass ab Freitag wieder alle Gast- und Unterkunftsbetriebe geschlossen bleiben, des Weiteren auch die Museen und Galerien sowie Indoor-Sportstätten wie etwa Fitnesszentren. Wieder eingeführt wird außerdem das nächtliche Ausgehverbot zwischen 23 und 5 Uhr, und Alkohol darf auch nicht mehr in der Öffentlichkeit konsumiert werden.
Normalerweise sieht das Risiko-Modell PES für die vierte Stufe auch die Schließung aller Geschäfte vor, die nicht Lebensmittel oder lebenswichtige Produkte anbieten. Das wollte aber wohl niemand im Kabinett der Bevölkerung zur Vorweihnachtszeit antun. Alle Läden bleiben also geöffnet, und das unabhängig von Sortiment oder Größe, so Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos):
„Wir haben nun auf die wiederholten Aufforderungen des Abgeordnetenhauses reagiert und alle Unternehmen im Bereich Verkauf und Dienstleistungen gleichgestellt. In Zukunft wird es also keine unterschiedlichen Bedingungen mehr geben für große Handelsketten und kleine Firmen.“
Für alle Geschäfte gilt weiterhin die Beschränkung der Kundenanzahl auf eine erwachsene Person pro 15 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die meisten Dienstleistungsbetriebe, wie etwa Friseure, Pediküre- oder Massagesalons, dürfen ebenfalls weiter geöffnet bleiben. Dem hingegen müssen Wellnesseinrichtungen wie Saunen oder Solarien ab Freitag wieder schließen.
Gastronomie-Unternehmen sollen für die erneuten Einnahmeausfälle finanziell besser entschädigt werden als bisher. Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) kündigte eine hundertprozentige Kompensation ihrer laufenden Kosten an. 2,5 Milliarden Kronen (95 Millionen Euro) stehen dafür im Programm „Covid Gastro“ bereit. Tomáš Prouza ist damit nur bedingt zufrieden. Der Präsident des Verbandes für Handel und Fremdenverkehr sagte am Dienstagmorgen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Für Restaurants gibt es zwar drei Hilfstöpfe, nämlich die Kompensationen für Löhne und Mieten sowie einen ergänzenden Zuschuss. Trotzdem kommen sie damit nur auf etwa 40 Prozent ihres normalen Umsatzes. In Deutschland erhalten die Gastbetriebe die doppelte Entschädigung, also 80 Prozent. Die Regierung in Tschechien zahlt also immer noch nicht so viel, wie es in unseren Nachbarländern üblich ist.“
Nach langem Bangen dürfen am Freitag nun immerhin die Skigebiete Tschechiens ihren Betrieb aufnehmen und die Lifte anschalten. Unterkünfte stehen in den Bergen dann aber ebensowenig zur Verfügung wie Gaststätten, die maximal wieder ihre Ausgabefenster öffnen können.
Freitag wird außerdem der letzte Schultag in Tschechien sein. Der Beginn der Weihnachtsferien wurde vom 22. Dezember vorverlegt.