Tschechisch-deutsche Wallfahrtsmesse in St. Maurenzen

Jan Kulhánek, Margit Kaiser

St. Maurenzen steht auf einem Hügel über dem Dorf Annín / Annathal. Sie ist die zweitälteste Kirche im gesamten Böhmerwald. Dank einer Initiative ehemaliger deutscher Bewohner der Region wurde der ursprünglich romanische Sakralbau in den 1990er Jahren gerettet. Denn während des Kommunismus waren das Gotteshaus sowie der angrenzende Friedhof ihrem Schicksal überlassen worden. Um die Kirche kümmern sich nicht nur die Mitglieder des Förderkreises zur Erhaltung von St. Maurenzen, sondern auch dessen Partnerverein auf tschechischer Seite. Am Samstag fand eine tschechisch-deutsche Wallfahrtsmesse in der Kirche statt.

Die Bänke in St. Maurenzen waren voll besetzt. Während des Gottesdienstes waren sowohl Tschechisch als auch Deutsch zu hören. Margit Kaiser ist Vorsitzende des Förderkreiseses zur Erhaltung von St. Maurenzen. Sie begrüßte alle Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes:

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Es freut mich sehr, dass Sie so zahlreich am Gottesdienst teilnehmen. Ebenso begrüße ich die Mitglieder unseres Förderkreises aus den verschiedenen Regionen Deutschlands und Österreichs sowie die Mitglieder unseres Partnevereins ,Freunde von St. Maurenzen‘. Freuen wir uns gemeinsam über unsere Wallfahrtsmesse und sind dankbar, nach der Corona-Pandemie endlich wieder hier sein zu können.“

Den Gottesdienst hielt der tschechische Priester Jan Kulhánek ab:

„Ich habe mich nicht nur über das Lied gefreut, das Sie gesungen haben, sondern auch über die Worte von Margrit Kaiser, die über mich als den ‚unseren Pfarrer‘ sprach. Alle Christen sind dort zu Hause, wo sie sich mit ihrem Herzen zu Hause fühlen. Dies gilt umso mehr für eine heilige Messe.“

In St. Maurenzen erklang abschließend auch das berühmte Böhmerwaldlied – auf Deutsch und auch auf Tschechisch. Das Stück stammt vom böhmischen Glasmaler Andreas Hartauer (1839-1915). Einer der Pilger, die St. Maurenzen am Samstag besuchten, war Rudolf Hartauer. Er sagte gegenüber Radio Prag International:

Rudolf Hartauer,  Martina Schneibergová | Foto aus dem Archiv von Martina Schneibergová

„Andreas Hartauer hatte selbst keine Kinder. Ich bin sein Ururgroßneffe.“

Wie fanden Sie das gemeinsame Singen des Liedes?

„Es gibt immer einige Schwierigkeiten, weil die Melodie in der tschechischen Version ein wenig anders verläuft als in der deutschen Version. Die Deutschen erschrecken jedes Mal ein wenig, und die Tschechen verstummen an der Stelle. Ansonsten ist es sehr schön, dass alle – sowohl Tschechen als auch Deutsche – dieses Lied parat haben.“

Nach der Messe entstand das folgende Gespräch mit Margrit Kaiser, der Vorsitzenden des Förderkreises zur Erhaltung von St. Maurenzen:

Frau Kaiser, waren Sie während der Corona-Zeit auch mit den tschechischen Freunden von St. Maurenzen in Kontakt?

„Wir waren fast täglich in Kontakt, nicht mit dem Verein, sondern mit Lukáš (Lukáš Milota, tschechischer Vereinsvorsitzender, Anm. d. Red.) allein. Ich habe traditionell einen böhmischen Adventskranz geschenkt bekommen, und zwar auf dem Bahnhof in Eisenstein. Das hat mich wahnsinnig gefreut, der Corona-Pandemie zum Trotz. Ich war schon letztes Jahr als einzige Deutsche bei der Messe dabei. Sobald die Grenze erneut offen war, bin ich immer wieder hergekommen.“

Es gab sogar eine Ausstellung über St. Maurenzen, die im Juni im Rathaus in Pilsen gezeigt wurde. Konnten Sie damals dabei sein?

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ich konnte leider nicht hinfahren. Aber die Übersetzungen stammten von mir. Ich will Lukáš nun überreden, dass wir die Ausstellung auch im bayerischen Grenzgebiert zeigen – beispielsweise in Zwiesel. Es wäre vielleicht auch in Rinchnach möglich, aber das müssen wir noch gemeinsam besprechen.“

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit dem Partnerverein in Böhmen am meisten?

„Am meisten schätze ich die deutsch-tschechische Freundschaft. Ich habe es heute auch in der Vereinsversammlung gesagt: Früher war die Zeit der Renovierung, jetzt ist die Zeit der Freundschaft. Die Renovierung der Kirche geht in kleinerem Umfang weiter. Es ist klar, dass es immer etwas zu tun gibt. Aber mein Ziel bleibt die grenzübergreifende Freundschaft.“

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