Im Ausland ist Luhačovice / Bad Luhatschowitz nicht allzu bekannt. Dabei ist es eines der ältesten Kurbäder in Tschechien. Es liegt allerdings tief in Mähren, auch für viele deutsche Gäste zu weit weg von der Grenze. Wir sagen Ihnen. warum es sich trotzdem lohnt dort hinzufahren.
Luhačovice liegt einige Kilometer südlich der Industriestadt Zlín. Das Kurbad befindet sich am Rand des Landschaftsschutzgebietes Weiße Karpaten mit seinen grünen Hügeln. Beste Voraussetzungen also, damit sich die Atemwege erholen können. Und genau darauf ist man in Luhačovice spezialisiert – aber nicht nur. Genutzt werden können dafür gleich mehrere Mineralquellen. Eine davon heißt Vincentka. Jiří Dědek ist Geschäftsführer des Kurbades:
„Die Quelle schmeckt typisch für Luhačovice. Sie ist salzig, und ihr Wasser ist zudem stark mineralisch. Insgesamt haben wir hier 13 Mineralquellen, aber nur sieben von ihnen sind auch öffentlich zugänglich. Das heißt, dass die Kurgäste direkt an der Quelle Wasser abzapfen können. Der Rest der Quellen befindet sich unter der Erde, ihr Wasser wird aber in unseren Einrichtungen für Bäder und Inhalationen genutzt.“
Bekannt ist die Heilkraft der Quellen von Luhačovice schon seit mindestens 350 Jahren.
„Die erste Erwähnung stammt von 1669. Es ist ein auf Latein verfasster Text in der Zeitschrift ‚Tartaro-Mastix Moraviae‘ mit dem Titel ‚Mährische Peitsche gegen Ablagerungen‘. Darin geht es eben darum, dass das salzige Wasser die Ablagerungen, also die Krankheiten aus dem Körper vertreibt“, so Dědek.
Der Wiener Arzt Johann Ferdinand Hertodt veröffentlichte damals den Beitrag. Er empfahl auch, die Mineralquellen für die Heilung bestimmter Krankheiten zu nutzen. 1776 untersuchte dann ein Biochemiker die Zusammensetzung der Quellen und stellte den hohen Mineralisierungsgrad fest.
Intellektuelle und Bauboom
Das moderne Kurwesen hielt in Luhačovice allerdings erst deutlich später Einzug. Blanka Petráková leitet das örtliche Museum:
„Anfang des 20. Jahrhunderts machte das Kurbad große Veränderungen durch. Damals kam der Brünner Arzt František Veselý hierher. Er suchte nach einem Ort, an dem sich mährische Intellektuelle, Künstler und Patrioten treffen konnten.“
Veselý gründete 1902 eine Aktiengesellschaft für das Kurbad. In der Folge begann ein Bauboom in Luhačovice, bei dem Hotels und offizielle Gebäude geschaffen oder umgestaltet wurden. Vor allem der slowakische Architekt Dušan Jurkovič entwarf viele der Bauten.
„In der Zeit von Jurkovič entstanden hier ungefähr 15 Gebäude. Das erste Projekt, das er umsetzte, war der Umbau des zuvor im Empirestil gestalteten Kurhotels Janův Dům, das heute daher auch Jurkovič-Haus heißt. Dies geschah auf interessante Weise, die Fassade wurde bunt und künstlerisch gestaltet. Damit entstand eine Perle der Architektur in Luhačovice“, erzählt die Museumsleiterin.
Jurkovič mischte dabei die walachische Volksarchitektur mit Elementen des Jugendstils. Bunt zusammengewürfelt präsentiert sich auch das ganze Ensemble an Kurgebäuden im Ort – dabei fügen sich mehrere Stile zu einem interessanten Ganzen. Aufgrund dieser Besonderheit liegt bei der Unesco auch immer noch ein Antrag auf die Aufnahme von Luhačovice in die Liste des Weltkulturerbes. Am ältesten sei die Elisabeth-Kapelle, sagt Petráková:
„Sie wurde um das Jahr 1740 errichtet, zeitgleich mit dem Umbau des hiesigen Wehrturms zu einem Barockschloss. Die Kapelle steht nahe den Quellen und hatte eine kleine Glocke, die früher dreimal am Tag erklang. Am Morgen wurde damit der Beginn der Heilprozeduren eingeläutet, und am Abend um sechs Uhr wurden diese auf die gleiche Weise beendet.“
Eher ungewöhnlich für die tschechischen Kurbäder ist die Kur-Kolonnade in Luhačovice. Sie entstand erst zwischen 1947 und 1951 im spätfunktionalistischen Stil. Und seit November 2019 erstrahlt sie in neuem Glanz, nachdem sie ein Jahr lang restauriert wurde.
Da das moderne Kurbad Luhačovice vor allem tschechoslowakisch geprägt war, lässt sich auf den historischen Gästelisten kaum ausländische Prominenz finden. Dennoch stehen dort auch klanghafte Namen, so etwa der Komponist Leoš Janáček. Geschäftsführer Dědek:
„Insgesamt 24 Mal war er hier und hat auch einige seiner Werke während des Kuraufenthalts komponiert. Dazu gehört die Oper ‚Das schlaue Füchslein‘. Und die Handlung der Oper ‚Schicksal‘ spielt sogar direkt in Luhačovice.“
Neben Janáček gehörte ebenso der Staatsgründer Tomáš Garrigue Masaryk zu den Gästen.
Post-Covid-Programm
Behandelt werden in Luhačovice neben Erkrankungen der Atemwege auch jene des Verdauungstrakts und der Motorik sowie Diabetes und Stoffwechselstörungen. Neu hinzugekommen ist ein dreiwöchiges Kurprogramm für Post-Covid. Petr Pšenica ist stellvertretender Chefarzt des Heilbades:
„Wir haben ja schon seit vielen Jahren Erfahrung bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen und beschäftigen auch entsprechend qualifizierte Ärzteteams. Unsere Anwendungen gehören daher zum Post-Covid-Programm. Das umfasst vor allem die Inhalation von natürlichen Mineralwässern, Physiotherapie, das heißt Übungen in Atemgymnastik, dazu Heilwasserprozeduren und Massagen. Dabei möchte ich gerne darauf verweisen, dass wir nicht nur Rehabilitationen für schwere Fälle anbieten, sondern ganz allgemein nach Covid-19 die Rückkehr in den Alltag beschleunigen wollen.“
Bei der Altersstruktur der Gäste hat Luhačovice ebenfalls eine Sonderstellung unter den tschechischen Kurbädern. Während sich anderswo fast nur Senioren erholen, sind es hier auch Kinder. Seit 2012 gibt es spezielle Behandlungsprogramme für sie. Dabei geht es meist um Asthma und schwere Allergien.