Tschechische Wissenschaftler entwickeln Methode zur Früherkennung von Parkinson

Die Parkinsonkrankheit ist tückisch. Wenn die typischen Symptome auftauchen, sind große Teile des Gehirns bereits unwiederbringlich geschädigt. Deswegen forschen Mediziner weltweit nach Vorboten dieses Leidens. Tschechische Wissenschaftler haben nun eine Methode entwickelt, um anhand von kleinen Veränderungen in Sprache und Mimik die Krankheit noch vor dem Ausbruch zu erkennen.

Die Untersuchung selbst dauert nur 90 Sekunden. In dieser kurzen Zeit muss man ein paar Sprachaufgaben erfüllen. Dazu gehört, eine Silbe schnell zu wiederholen oder einen Vokal lange zu halten. Der Elektrotechniker Jan Rusz von der Tschechischen Technischen Hochschule (ČVUT) in Prag hat den Test mitentwickelt:

Jan Rusz | Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

„Machen Sie ein langes ‚a‘: Aaaaaah. Dabei sollte ihre Stimme möglichst wenig schwanken, und Sie sollten den Ton so lange wie möglich halten. Danach zum Beispiel eine schnell wiederholte Silbe. Einatmen und dann: Patakapatakapatakapatakapatakapataka. Dabei lautet die Anleitung, dies so schnell und so genau wie möglich aufzusagen.“

An diese Übungen schließt sich eine Lesepassage an, zum Schluss soll man noch spontan etwas erzählen. Alles wird per Video mitgeschnitten.

Die Auswertung erfolgt über einen speziellen Algorithmus. Mit diesem sollen die leichten Veränderungen festzustellen sein, die auf das Risiko einer Erkrankung an Parkinson hinweisen. Dazu der Neurologe Petr Dušek von der Prager Karlsuniversität:

Petr Dušek | Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

„Durch die Aufnahme können wir zum Beispiel die Stimmfrequenz aufdecken. Für die Videoanalyse lassen sich Grundparameter definieren wie die Bewegung der Augen, der Augenbrauen, der Nase und der Lippen beim Sprechen. Wir schauen dann, ob sich dies im Laufe der Zeit ändert. Das sind nämlich Symptome von Parkinson.“

Denn häufig wird bei dieser neurodegenerativen Erkrankung der untere Teil des Gesichts immer unbeweglicher. Ihre Methode haben die tschechischen Wissenschaftler an rund 100 Patienten getestet, bei denen kurz zuvor Parkinson diagnostiziert worden war. Und die Trefferquote lag bei 80 Prozent.

Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

Meist treten die Symptome schrittweise auf und die Betroffenen erkennen sie selbst erst dann, wenn diese ihre Leben bereits deutlich beeinträchtigen. Dann ist jedoch laut Petr Dušek eine Behandlung kaum mehr möglich…

„Die Patienten kommen zum Beispiel mit Bewegungseinschränkungen in die Praxis oder mit einem Tremor. Sie haben die Krankheit aber vielleicht schon seit 20 Jahren. In dem Stadium ist das Gehirn bereits stark geschädigt. Und wir können dann nur noch Reste der ursprünglichen Funktionen retten“, so der Mediziner.

Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

Deswegen gilt laut dem Mediziner Parkinson bisher als unheilbar. Denn die Medikamente wirken einfach nicht mehr bei einem hohen Verlust an Nervenzellen im Gehirn. Der Trend geht aus diesem Grund dahin, mit der Behandlung schon dann zu beginnen, wenn sich noch keine Symptome entwickelt haben, aber Vorboten von Parkinson festgestellt wurden. Und genau an diesem Punkt setzt die Methode der tschechischen Wissenschaftler an. Oder wie Petr Dušek hinzufügt:

„Gerade weil wir glauben, die Krankheit in einem frühen Stadium diagnostizieren zu können, setzen wir darauf, dass die Forschung an neuen Medikamenten beschleunigt werden kann. Diese lassen sich dann vielleicht wirkungsvoller gestalten für die Frühphase von Parkinson.“

Michal Novotný | Foto: Petr Neugebauer,  FEL ČVUT

Geprüft wird derzeit auch eine neue App. In die Tests sind gesunde Menschen sowie solche mit leichten und mit schweren Symptomen eingebunden. Sie haben bereits seit über einem Jahr die Anwendung in ihrem Handy, die ihre Telefongespräche analysiert. Der Elektrotechniker Michal Novotný von der Technischen Hochschule in Prag:

„Auf Grundlage dessen, wie man am Telefon spricht, wird gemessen, wie man artikuliert, wie die Stimme schwankt, wie man intoniert. Dies wird in ein Punkteschema übertragen. Falls starke Änderungen auftreten, wird einem der Besuch eines Neurologen angeraten, der dann eine Diagnose erstellen kann.“

Die Entwicklung der App wird aber noch einige Zeit dauern. Bis in zehn Jahren könnte sie voll funktionsfähig sein.