Tschechischer Fußballverband und Wettbüros planen Frühwarnsystem
Bestechung im Fußball – das gibt es auch in Tschechien. Der bisher größte Skandal wurde kurz vor der Europameisterschaft 2004 bekannt. Vereinsvertreter auch aus der ersten Liga hatten Schiedsrichter bestochen, um Spielergebnisse zu beeinflussen. Doch es ging nur um den sportlichen Erfolg, eine Verbindung zum Geschäft mit den Sportwetten erkannte die Staatsanwaltschaft damals nicht. Seit November wird nun aber europaweit wegen Wettbetrugs im Fußball ermittelt. Deswegen ist jetzt in Tschechien ein Frühwarnsystem geplant.
„Wir wollen zusammen mit dem Zusammenschluss der Wettbürobetreiber eine Art Frühwarnsystem aufbauen. Das soll auf jeden ungewöhnlich hohen Wetteinsatz aufmerksam machen, beziehungsweise auf eine Häufung solcher Einsätze. Das bezieht sich sowohl auf die Begegnungen in der ersten und zweiten Fußball-Liga, als auch auf untere Spielklassen“, so der stellvertretende Fußballverbandspräsident Jindřich Rajchl.
Bei den Betreibern der Wettbüros trifft der Vorschlag auf offene Ohren. Man sei schließlich abhängig vom Vertrauen der Kunden, so der Vorsitzende ihres Zusammenschlusses, Marek Herman. Intern betreiben die Wettbüros bereits ein Warnsystem, an das der Fußballverband nun abgebunden werden könnte, sagt Herman:
„Das System greift in Sekundenschnelle. Der Risikomanager, das ist der jeweils beste Buchmacher des Wettbüros, sitzt am PC und verfolgt ständig die Lage. Er reagiert augenblicklich. Dass er dann auch zum Telefonhörer greift und den Krisenmanager des Fußballverbandes informiert, ist kein Problem.“Auf Anzeichen einer geplanten Manipulation will der Verband reagieren, indem er zum Beispiel kurz vor dem betroffenen Spiel die Schiedsrichter austauscht.
Doch beinahe wäre alles gescheitert. Denn der Verhandlungsführers auf Seiten des tschechischen Fußballs, Verbands-Vizepräsident Rajchl, vertritt nämlich zugleich auch das Online-Wettbüro bwin. Online-Wetten verstoßen aber gegen das tschechische Lotteriegesetz, behauptet das tschechische Finanzministerium – und hat bwin bisher keine Lizenz erteilt. Das ist den Wettbüros ein Dorn im Auge:
„Es ist nicht möglich, dass wir mit jemandem verhandeln, der in Tschechien illegal Sportwetten anbietet“, so Marek Herman.Mittlerweile wurde deswegen auch Fußball-Verbandspräsident Hašek in den Informationsaustausch eingebunden – das scheint den Anbietern von Sportwetten zu genügen. Wann aber erstmals das Frühwarnsystem genutzt werden soll, darüber hat sich noch keine der beiden Seiten geäußert.