Tschechischer Journalist und Ex-Dissident Petr Uhl ist tot
Der tschechische Journalist, Publizist und ehemalige Dissident, Petr Uhl, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 80 Jahren.
„Bürgerinnen und Bürger, ich spreche Sie mit großer Freude mit diesen Worten an. Wir haben 40 Jahre lang auf eine Rehabilitierung der Zivilgesellschaft gewartet.“
So begrüßte Petr Uhl die Menschenmassen bei einer Großveranstaltung während der Samtenen Revolution im Herbst 1989.
„Wir alle sollten es nun als unsere Pflicht ansehen, die neu erworbene Freiheit dadurch zu bestätigen, dass wir uns mit allen Kräften für eine schnelle Freilassung aller Gewissensgefangenen und weiterer ungerecht inhaftierter Menschen einsetzen.“
Petr Uhl war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Widerstand gegen das kommunistische Regime und ein Kämpfer für die Bürgerrechte in der früheren Tschechoslowakei. Er war Mitbegründer, Unterzeichner und Aktivist der Charta 77 und rief zudem das Komitee zur Verteidigung ungerechtfertigt Angeklagter (VONS) ins Leben. Wegen seiner Ansichten und Aktivitäten wurde er zweimal verurteilt und verbrachte insgesamt neun Jahre im Gefängnis.
Der Philosoph und Charta-77-Unterzeichner Daniel Kroupa erinnert sich an Uhls Tätigkeit im Dissent:
„Er bewegte sich damals in einem anderen Umkreis als ich, wir haben uns erst nach der Samtenen Revolution persönlich kennengelernt. Ich habe aber schon damals von ihm gewusst und seine Tätigkeit sehr geschätzt. Er hat sich mit großem Einsatz und Entschlossenheit engagiert.“
Petr Uhl vertrat dezidiert linke Positionen. Aber auch unter konservativ eingestellten Mitstreitern erwarb er Respekt. So sagt der konservative Europa-Abgeordnete und Ex-Dissident Alexandr Vondra:
„Wir mussten selbstverständlich einen gemeinsamen Nenner finden, und dieser waren die Freiheit, die Menschenrechte und die menschliche Würde. In diesen Sachen war Petr ein Angelpunkt.“
Nach der Samtenen Revolution von 1989 trat Petr Uhl dem Bürgerforum bei und wurde für dessen „Linke Alternative“ 1990 zum Abgeordneten der Föderalversammlung gewählt. Später war er Mitglied der Grünen. In den Jahren 1998 bis 2001 wirkte Uhl als Menschenrechtsbeauftragter der Regierung. Außerdem leitete Uhl von 1990 bis 1992 die tschechische Nachrichtenagentur ČTK. Viele Jahre lang schrieb er als politischer Kommentator auch für die linksorientierte Tageszeitung „Právo“.
Petr Uhl wurde mit der Verdienstmedaille von Staatspräsident Václav Havel sowie mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet. 2008 wurde er für seinen Einsatz für die Menschen- und Minderheitsrechte mit dem Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft geehrt. In seiner Dankrede betonte Uhl, er halte den sogenannten Transfer der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Vertreibung, die der tschechoslowakische Staat, der demokratisch sein wollte, nicht durch NS-Verbrechen habe rechtfertigen können.