Tschechischer "Revolution Train" soll Antidrogenkampf revolutionieren

Otto Jelinek auf der Präsentation vom Projekt 'Revolution Train' (Foto: CTK)
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Am Mittwoch wurde auf einer Pressekonferenz in Prag ein originelles neues Projekt vorgestellt, das im Kampf gegen Drogenkonsum helfen soll. Für Radio Prag hat sich Jitka Mladkova umgehört:

Otto Jelinek auf der Präsentation vom Projekt 'Revolution Train'  (Foto: CTK)
Es soll ein multimediales Projekt sein, das im Antidrogenkampf alles bisher Dagewesene revolutioniert. Deshalb auch das Wort Revolution in seinem englischen Titel: Revolution Train. Und in einem Train - also einem Zug - soll sich auch tatsächlich alles abspielen. Anfang kommenden Jahres will die Stiftung "Nadacni fond Cesky vlak" einen insgesamt acht Waggons zählenden Zug auf Tournee durch böhmische und mährische Landen schicken, während der voraussichtlich rund 900 000 Schülern eine ausgeklügelte Multimedia-Show geboten wird. In den jeweiligen Stationen sollen die Besucher einen Streifzug durch die zu diesem Zweck ausgerüsteten Waggons, sprich Sektionen, absolvieren und dabei eine simulierte Versuchung in Form eines Drogenangebots samt möglicher tragischer Folgen mit allen Sinnen erleben. Auf der Pressekonferenz waren nicht nur die Organisatoren des Projektes, sondern auch mehrere Institutionen vertreten, die neben Spitzenpolitikern die Schirmherrschaft übernommen haben. Die Teilnahme der Nationalen Antidrogenzentrale, die seit14 Jahren Partner der Tschechischen Polizei ist, begründete auf der Pressekonferenz ihr Direktor, Leutnant Jiri Komorous:

"Nach unserer Auffassung geht es hier tatsächlich um ein revolutionäres Projekt. Es hat uns besonders dadurch beeindruckt, dass es eine hohe Zahl junger Menschen ansprechen kann, und dann auch durch seine Originalität. Das Projekt baut nämlich genau auf Momenten, die die heutige junge Generation wahrzunehmen vermag. Legt man heute den jungen Leuten eine Broschüre vor, in der auf mehr oder weniger Seiten steht, welche Folgen der Drogenkonsum hat, oder wenn man sie in einem Vortrag mit Informationen berieselt, dann ist das für sie im Prinzip uninteressant."

Leutnant Jiri Komorous  (Foto: CTK)
Im Rahmen der Projektpräsentation wurden auch einige Zahlen publik gemacht, die die Situation in der tschechischen Drogenszene dokumentieren, und schlussfolgern lassen, dass Tschechien 15 Jahre nach der Wende im europäischen Vergleich völlig im Trend liegt: Das Durchschnittsalter der Drogenkonsumenten sinkt, und gleichzeitig steigt auch die Zahl derjenigen, die an der Nadel hängen. Im Einklang mit entsprechenden Beschlüssen der Regierung werden die Trends von der so genannten Hygienischen Dienststelle verfolgt, die seit 1.Januar 1995 die Informationen über die ersten medizinisch behandelten Drogenkonsumenten sammelt und auswertet. Aufgrund einer Analyse dieser Informationen steht jeweils ein Jahresbericht über die aktuelle Entwicklung in diesem Bereich zur Verfügung. Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist die der 15 - 19 Jährigen, gefolgt von den 20 - 24 Jährigen. In beiden Altersgruppen wurde zugleich ein höherer Anteil von Frauen verzeichnet, was auch für die Gesamtzahl der Drogensüchtigen 2003 kennzeichnend ist. So sind die Frauen z.B in der niedrigsten Altersgruppe mit ganzen 52 Prozent vertreten. Die höchste Zahl der 2003 neu registrierten Klienten der Drogenberatungsstellen wurden aus Prag und aus dem Landkreis Usti nad Labem/Aussig in Nordböhmen und aus dem Mährisch - Schlesischen Landkreis gemeldet. Mit Ausnahme von Prag sind das auch die Regionen, die die höchste Arbeitslosenzahl aufweisen. Die Gesamtzahl der problematischen Drogenkonsumenten in Tschechien wird derzeit auf etwa 40 000 geschätzt.