Ungewöhnlicher Eingriff: Prager Ärzte führen Lebertransplantation bei einmonatigem Säugling durch

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Vor kurzem ging eine herzerweichende Geschichte durch die Medien in Tschechien. Einem nur fünf Wochen alten Mädchen wurde an der Prager Thomayer-Klinik ein Stück Leber transplantiert und damit das Leben gerettet. Auch für die erfahrenen Ärzte war dies ein einzigartiger Eingriff.

Sie ist der jüngste Transplantationspatient in Tschechien und auch über die Landesgrenzen hinaus. Rozálie war gerade einmal fünf Wochen alt und wog dreieinhalb Kilogramm, als sie von den Chirurgen des Instituts für klinische und experimentelle Medizin (IKEM) am Thomayer-Krankenhaus in Prag behandelt wurde. Die Ärzte setzten dem Säugling eine neue Leber ein – gespendet von Rozálies Onkel Tomáš. Er sagte später den Reportern des Tschechischen Rundfunks:

„Ich denke, das würde doch jeder machen. Mein Schwager und ich sind bei der Freiwilligen Feuerwehr, und da gehören Wiederbelebungen und ähnliches zu unserem täglichen Brot. Dadurch kommt mir das normal vor, da musste ich nicht zögern. Ich habe mich ganz automatisch angeboten.“

Jiří Froněk | Foto: Tschechisches Fernsehen,  ČT24

Als Rozálie im Dezember zur Welt kam, war sie gesund. Aber es kam offenbar zu einer Virusinfektion, und die rief ein plötzliches Leberversagen hervor. Das ließ den Medizinern nur noch einige Dutzend Stunden Zeit, um eine bisher nicht dagewesene Entscheidung zu treffen. Jiří Froněk ist der Oberarzt der Transplantationsabteilung am IKEM:

„Bei so einem kleinen Kind ist der Eingriff weltweit einzigartig. Transplantationen werden bei Säuglingen nur in sehr wenigen Ausnahmen durchgeführt. Ich habe dazu mit Kollegen im Ausland gesprochen. Und alle großen Krankenhäuser, mit denen ich im Austausch stehe, haben entweder noch keine und nur vereinzelte solcher Fälle gehabt.“

Eine Herausforderung stellte die geringe Größe des Transplantationsorganes dar. Der passende Umfang sei anhand von Rozálies Gewicht, Aufnahmen aus der Computertomografie sowie durch Künstliche Intelligenz berechnet worden, berichtet Froněk. Und dann habe erst einmal Tomáš auf dem Operationstisch gelegen…

„Dem Spender haben wir einen Teil, genauer zwei Segmente des linken Flügels entnommen. Diese haben wir noch einmal verkleinert, wodurch ein sogenanntes Monosegment entstand. Das war eine Leber, die in die Hand eines Erwachsenen passt, die nicht einmal sehr groß sein muss. Das Organ wog genau 120 Gramm.“

Das an der Transplantation beteiligte Team | Foto: FTN

Nach der Transplantation kam Rozálie in die Obhut der Kinderkrankenschwestern der Thomayer-Klinik. Der zuständige Oberarzt, Martin Prchlík, betont, dass auch die weitere Behandlung sehr detailliert geplant werden müsse:

„Dabei können wir keine ganze Tablette oder Ampulle verabreichen. Alles muss auf das Gewicht des Kindes heruntergerechnet werden. In diesem Fall, also bei 3,6 oder 3,7 Kilogramm, zählen die Zehntelstellen hinter dem Komma. Man muss alles ganz genau und eindeutig dosieren. Ein so kleiner Säugling hat nur etwa 280 Milliliter Blut im Körper, und die nötigen Abnahmen verringern sofort das Blutbild. Da kann jede auftretende Blutung fatal sein.“

Schließlich sei ein so kleiner Organismus erst sehr gering ausgebildet, fügt Prchlík hinzu.

Das ist aber auch ein gewisser Vorteil. Denn die neue Leber wird nun mit Rozálie mitwachsen. Sofern keine Komplikationen auftreten, wird also keine weitere Operation mehr nötig sein.

Autoren: Daniela Honigmann , Karolína Burdová | Quelle: Český rozhlas
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